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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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gypsy-tail-windIch stehe irgendwie immer noch ein wenig auf dem Schlauch, sorry. Das mit „wir empfinden/fühlen halt anders“ ist mir eine Spur zu einfach/relativistisch. „Blue Cee“ ist klassischer, heisser Bebop, „Reincarnation“ ist eins von Mingus‘ typischen Meisterwerken der reifen Phase – könnte man ev. als „verkopft“ hören, aber es wird zu meinem Erstaunen wieder nicht in die Richtung genannt (drum steh ich ja auf dem Schlauch
), „Haitian Fightsong“ ist eine von Mingus‘ Preacher-Nummern, etwas vielschichtiger vielleicht als z.B. „Wednesday Night Prayer Meeting“ … dann ist da „The Clown“, eine art Jazz+Lyrik-Übung, wie es sie später bei Bethlehem ja auch nochmal gab (wo aber daneben wieder viel Bop steht und kein Evans mitwirkt, weshalb das Album leider unverdient selten genannt wird, finde ich), kann man als verkopft oder experimentell empfinden, aber musikalische Linien zu den Sessions mit Macero/La Porta/Cirillo höre ich auch eher keine. Ich glaub ich möchte einfach etwas mehr „Futter“ zur Erklärung des unterschiedlichen Empfindens/Fühlens – weil wie gesagt, die reine Konstatierung davon führt uns halt im Gespräch einfach nicht weiter. Aber wenn’s nicht weitergehen soll, ist das auch ok, dann ist das halt so und ich bleibe auf dem Schlauch stehen
gypsy-tail-windLetzer Einwurf, versprochen: Was ist z.B. mit „A Foggy Day“ und seinen musique concrète Ansätzen? Und was mit „Half Mast Inhibition“, meiner Meinung nach dem reifen Meisterwerk dessen, was Mingus 1953/54 nicht wirklich gelang? Gerade bei letzterem ziehe ich so eine Linie – aber letzteres sticht für mich auch aus dem Rest der „grossen Jahre“ („Pithecantropus Erectus“ bis 1965, wo es da und dort ein wenig ausfasert) auch ziemlich heraus. Klar es gibt die anderen ambitionierten Stücke (Falbes of Faubus, das Ellington-Album, die mehrteiligen Stücke von 1964/65 usw.), aber die, wie gesagt, stehen für mich nicht mehr in einer Linie mit den kühlen Experimenten von 1953/54, weil sie einfach vom Charakter (eben gerade von der „gefühlten“ Ebene her) so anders klingen, so viel impulsiver, emotionsgeladener, wuchtiger als praktisch alles, was Mingus in den frühen Fünfzigern machte.
Ich werde hievon bzw hiefür wieder mal nachhören ….
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