Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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gypsy-tail-wind

vorgarten

hier ist davis absolut fantastisch, völlig frei in dieser ohnehin sehr dichten musik, in der er hauptsächlich akzente setzt, aber im heißen opener auch einen unglaublichen drive entwickelt (wieder die pizzicati, vor dem beat – und die lagenwechsel). könnte auch sein geheimrezept gewesen sein: in sehr dichten umfeldern sich sehr frei zu bewegen, das gelang ihm ja auch bei andrew hill. und dann wäre eine neue these, warum ich sein spiel auf OUT TO LUNCH nicht mag, dass das ja eigentlich sehr sparsam und luftig arrangierte musik ist, wo ich vielleicht nicht noch farbtupfer vom bass brauche…
tolles, vielschichtiges album hier natürlich, lange nicht mehr gehört.

Das finde ich glaub ich das heftigste Album von Henderson … war eins der ersten, das ich kannte, fasziniert war ich sofort, aber ein Lieblingsalbum ist es bis heute nicht wirklich geworden. Ist vielleicht die Story von Henderson und mir: Faszination, riesiger Respekt, aber ohne emotional wirklich andocken zu können.

ich denke auch immer, dass das so heftig ist, aber das stimmt eigentlich gar nicht, INNER URGE ist krasser. vieles auf IN ‚N‘ OUT ist sehr melodiös, und „punjab“ ist einer der großen, subtilen höhepunkte der henderson/dorham-alben, aber irgendwie passt es bei henderson und der rhythm section total, wohingegen dorham zu wenig raum kriegt, das setzt mich beim hören immer unter stress ;-)

hier jetzt

auch 1964, also im jahr von OUT TO LUNCH, natürlich eher ein „job“ für davis – den er sehr präzise exekutiert. die jazz-seite mit flanagan ist ganz toll, er und connie kay sind ein match made in heaven und davis passt erstaunlich gut dazu. jimmy heath hat seinen „gingerbread boy“ mitgebracht, der auch ganz frisch ist (ON THE TRAIL auch aus 1964), und davis wagt ein paar aufreizende ryhthmisch verschobene figuren. die bossa-seite ist natürlich ein ziemlich hilfloser versuch, schnell irgendwas à la getz/byrd hinzukriegen, mit komischen gesangseinlagen, orientierungslosen gitarristen und ohne passendes material (das einzige jobim-stück ist „só danço samba“, mit den dämlichen englischen lyrics von gimbel). allerdings kann ich mir wenig tolleres vorstellen als bossa-rhythmen von connie kay – und auch wenn richard davis entweder sehr leise spielt oder im mix zum fast-verschwinden gebracht wird, ist das trocken-minimalistische akzentsetzen hier genau richtig.

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