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Das ist am Ende mehr als eine Ecke, glaub ich … in den 20ern war vieles ja noch nicht in Formeln gepackt (das übernahm dann der Swing, der ja auch die Abzweigung zur – mehr oder minder gepflegten – Tanzmusik nahm), das Dixieland-Revival ab den Vierzigern war dann auch viel formelhafter, als die Musik der Zwanziger je war, dünkt mich … dennoch gibt es auch da tolle Sachen zu hören, und einige langlebige Leute wie Pee Wee Russell, der ja auch mit Monk konnte oder ein Stück von Ornette Coleman spielte (auf dem Impulse-Album „Ask Me Now“, das eh kein Trad-Album ist). Russell ist schwer zu fassen zu kriegen, aber ich mag (wohl auch gerade deswegen) ihn sehr. Allen war in den 20ern mit der Band von Luis Russell (der leider wegen seinem späteren Job als Bandleader von Armstrong – der sich genau gesagt einfach Russells Band als Begleittruppe holte – in Verruf geriet, seine eigenen Aufnahmen von ca. 1929/39 sind grossartig, die beste Compilation ist wohl „The Luis Russell Story 1929-1934“ auf Retrieval) einer der waghalsigsten Solisten, die es im Jazz je gab. Das Dixieland Revival wurde Zeitweise dann so gross, dass selbst Roy Eldridge, der mit der Musik gar nie was am Hut machte, später mal ein (ziemlich fürchterliches) Dixieland-Album machte (machen musste?)
Sichere Werte in den Vierzigern (und bis in die Fünfziger) sind z.B. Eddie Condon oder Bud Freeman, wenn es auch mal in Richtung Lounge gehen darf Bobby Hackett, wenn es ruppige Trompete mit viel Charakter sein darf Wild Bill Davison (noch bis in die Sechziger hinein) … das ist die weisse Ecke, wenn ich mal lapidar verkürzen darf: die Schwarzen wurden damals halt noch nicht so alt. Mitte der Vierziger gab’s noch grossartige Aufnahmen von Bunk Johnson („1944“, „1944 Second Masters“, „1944-1945“ heissen die CD-Reissues, alle auf American Music und mit derselben Band), aber nachher waren die meisten dann halt tot (Ausnahme ist George Lewis, der Klarinettist, von dem auch bei Blue Note mal noch sehr schöne Aufnahmen entstanden, davor hatte das Label da schon Aufnahmen eingekauft, die beim selben Label wie die Bunk Johnson-Aufnahmen erschienen, bei denen Lewis auch dabei ist).
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