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jesseblueWohl noch nie konsumierte ich so viel und vor allem auch so gern aktuelle Musik wie in den letzten 1 1/2 Jahren. Gestern hörte ich auf Spotify in die „Top 50 der Welt“. Aus Neugierde als Musikinteressierter. Zurück blieb ein stark resigniertes Gefühl, dass meine Aktualität absolut nichts mit der globalen Aktualität gemein hat. The Beatles dürften mit „A Day In The Life“ in fünf Minuten mehr Variationen verarbeitet haben als die 150 Minuten der Top 50.
Naja, was heißt „aktuelle Musik“. Du hörst Bands, die weltweit maximal 500 Leute kennen, und die einem Sound von vor 40 Jahren frönen.;) Das hat mit der Gegenwart natürlich so viel oder wenig gemeinsam als wenn Du aktuellen Bluegrass hören würdest. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.
In den weltweiten Top 50 hört man natürlich Mainstream-Musik par excellence, was hast Du erwartet? Hätte es solche Charts schon 1967 gegeben, wäre das, was man da gehört hätte, durchaus unterschiedlich von dem gewesen, was man sich heute unter Musik von 1967 vorstellt. Und der Vergleich mit „A Day In The Life“ taugt nicht, denn die Beatles haben als Singles selbstverständlich wesentlich eingängigere Titel gepickt, das war dann 1967 „Hello Goodbye“ (und selbst „Strawberry Fields Forever“ konnte nur als Doppel-A-Seite mit dem Ohrwurm „Penny Lane“ erscheinen und verfehlte als einzige Beatles-Single #1 der UK-Charts).
Ich höre mir die Spotify Top 100 alle paar Wochen im Schnelldurchlauf an, das genügt mir völlig. Von 90 % der Titel muss ich nicht mehr als Sekundenausschnitte hören, um sie aussortieren zu können. Es gibt ein paar wirklich interessante Künstler in den Charts – Billie Eilish ist die offensichtlichste -, aber aktuelle Musik, die eine nähere Beschäftigung wert ist, findet man eher nicht in den Top 50.
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