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vorgarten
gypsy-tail-wind
Huch, das ist ja Bebop– im ernst: geht phantastisch los! Aber so mainstreamig hätte ich das jetzt echt nicht erwartet. Es hat „edge“ und das ist super, ganz besonders im Opener, der eine nervöse Coltrane-Stimmung mit dem Rollins-Einfluss vermählt … die Band ist klasse: Kevin Eubanks und Renee Rosnes spielen in der Regel nicht gemeinsam (im Closer dann zum einzigen Mal schon), Dave Holland und Anthony Cox wechseln sich ab (ohne klare Zuordnung zu Gitarre oder Piano), Dennis Chambers sitzt am Schlagzeug, es gibt nebst Quartett-Tracks und dem Quintett am Schluss auch ein Stück im Trio Thomas/Eubanks/Holland. Was die generelle Ausrichtung angeht, hätte ein Blick in die Setlist mir eine besser Vorstellung geben können: Rollins („Strode Rhode“, der grossartige Opener), Bird und seine Schüler („Star Eyes“), Henderson („On the Trail“), zudem Strayhorn („Chelsea Bridge“), Monk („Epistrophy“, das ist der Closer im Quintett) und zwei weitere klassische Standards („You Stepped Out of a Dream“, „The Song Is You“).
Eine kleine Nebenbemerkung: ich bin ja auch kein allzu grosser Fan von Bob Berg (aber ich bin Saxophonist, da merkt man die Präferenzen ja immer wieder, z.B. im Vergleich mit dem Gitarristen unserer Amateurband), aber das druckvolle, mehr auf Rollins als Coltrane bauende Spiel ist von Thomas hier gar nicht soooo weit weg, denke ich? Habe Berg nicht gerade frisch im Ohr, die „Maestro“ hatte ich neulich aber auch in den Händen (hab aber mehr Lust auf Walton mit Clifford Jordan … von den Boomer’s Aufnahmen habe ich leider nur die 32Jazz-CD „Naima“ mit einer grosszügigen Auswahl, die 32Jazz-CD habe ich grossteils beisammen im Regal verstaut).
Aber zurück zu Gary Thomas: Wie kam es, dass Dennis Chambers unter diesen Leuten landete? Er spielt grossartig (gerade in „The Song Is You“) – da läuft auf der rhythmischen Ebene natürlich schon was, was im Bop und bei den Junglöwen so nie passiert wäre!
Der erste Eindruck ist jedenfalls nichts weniger als Begeisterung!das freut & wundert mich
das programm ist natürlich nicht wirklich naheliegend, aber die aufgabe ziemlich gut gelöst. dennis chambers, der mir ansonsten oft zu wenig subtil ist, gefällt mir hier auch sehr gut – auf der m-base-hiphop-krachplatte KOLD KAGE tatsächlich aber noch besser – warum er hier auftaucht, könnte ich mir durch die baltimore-connection erklären. thomas ist ja da nie weg, nie nach new york gezogen, was ihn ja auch immer im m-base-umfeld zum außenseiter (aber einzigen tenorsaxer) gemacht hat.
mit bob berg kann ich thomas gar nicht vergleichen – der ton ist sehr anders, thomas spielt viel weniger formelhaft & entspannt – und wahrscheinlich auch viel lauter. ich könnte ihn jederzeit als eigene stimme identifizieren, berg nicht. diese knarzigen 16tel-ketten haben live eine unglaubliche wucht und körperlichkeit. ich kann das aber auch nicht immer hören. auf der anderen seite finde ich ihn als flötist sehr eigen, das klingt ja oft fast wie eine shakuhachi bei ihm.
THE KOLD KAGE ist schon ein ziemlich krasses album, wenn man das laut hört. ich kenne wenig druckvolleres im jazz, aber subtil ist das nicht![]()
Ich muss da sicherlich nicht insistieren, aber laut ist das erste Adjektiv, das mir bei Berg in den Sinn kommt
Was Chambers angeht, ich hab den überhaupt nicht auf dem Schirm – das ist das erste von/mit ihm, wo er mir überhaupt gefällt – und dann grad so!
Und ja, die Flöte ist bei Thomas sehr toll – leider auf den zwei vorhin gehörten CDs nur selten zu hören.
Auf „The Kold Kage“ gibt es ein Stück (#4?), das mich extrem an eins auf „Amandla“ erinnert hat, vom Groove bzw. den Riffs/Rhythmuspatterns her. Aber ich mochte das nicht gleich prüfen und bin nachher zur Klassik abgebogen …
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