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Ja, man kann die Kritik dann aber auch selbstverständlich gut oder schlecht finden (ad infinitum).
Bei Blumfeld-Besprechungen habe ich in der Tat das Gefühl, dass da oft Enttäuschung und Empörung mitschwingt, dass das eigene Lebensgefühl nicht mehr zum Ausdruck kommt. :“…die neuen Lieder, die Du spielst, die haben kaum noch was zu tun mit mir.“ Distelmeyer als Sprecher einer Jugend- und nun eben Erwachsenenbewegung wider oder ohne Willen. Das ist einem dann plötzlich zu uncool oder peinlich oder was auch immer. „Naive“ Lieder, die auch Kinder verstehen und die keinen doppelten oder dreifachen Boden haben, dürfen von Blumfeld nicht kommen. Warum auch immer. Vielleicht sollte man sie dann einfach in Frieden ziehen lassen.
(bei Tocotronic bin ich übrigens selbst Leidtragender einer entsprechenden Entwicklung, seit K.o.o.k. sprechen sie mir einfach nicht mehr aus dem Herzen, was ich ihnen aber nicht vorwerfe, da die Entwicklung zumindest konsequent und aufrichtig ist)
Im Übrigen wird für mich selbst tatsächlich eine Kritik belanglos, die nicht an allererste Stelle respektvoll anerkennt, dass sich da eine Band seit ihrem Debut unveränderthöchst konsequent, aufrichtig, offenherzig, rücksichtslos, herzblutsatt künstlerisch ausdrückt und ihr (bzw. Jochens) Ding durchzieht, ohne – was die größte Gefahr wäre – still zu stehen, zu langweilen und Erwartungen zu füttern.
Musikalisch ist das weiterhin ansprechend und keine große Änderung zu den letzten Alben. Wer Testament der Angst oder Jenseits von Jedem mochte, kann hier mit Akkorden und Strukturen eigentlich nicht so richtig unglücklich werden. Die Kritik am Text pickt sich dann leider zu oft zielsicher die Objekte des Anstoßes heraus, erwähnt dann aber lieber gar nicht die Songs, die nicht ins Skandalraster passen (hier zB Strobohobo, Tics, Atem und Fleisch, Der sich dachte). Andere Songs wie Schnee, Ich fliege mit Raben, Der Fluss oder April hätten als Einzelstücke auf früheren Platten ebenfalls nicht gestört und wären vermutlich, wenn überhaupt, positiv aufgefallen.
Im übrigen argwöhne ich, dass ein ach so naiver Blumfeld-Text in Englisch auf einer Divine Comedy-Platte kaum Erregung provozieren würde (kleine Boshaftigkeit am Rande :wave: ).
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