Antwort auf: Comic-Empfehlungen

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tezuka
The artist formerly known as BB

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Osamu Tezuka – Hi no Tori

Osamu Tezuka betrachtete nicht „Buddha“ als sein Lebenswerk, sondern vielmehr den unvollendeten „Hi no Tori“ (ungefähr mit „Vogel des Feuers“ zu übersetzen, im Westen meist als „Phoenix“ bekannt.)

In diesem hochkomplexen, wie gesagt leider unvollendetem Werk ging es um einen mythischen Vogel der durch die Zeit reist. Tezuka beschrieb mit diesem Wundertier die Geschichte Japans von einiger mystischen Vorzeit bis mehrere Jahrtausende in die Zukunft – und damit wohl nicht nur die Geschichte Japans, sondern der ganzen Welt! Absolut faszinierend wie weit er dabei ausholt, auch absolut faszinierend wie er -wie auch in anderen 7oer-Jahre-Werken wie „Buddha“, „Ayako“, Kirihito“ – sein Können an spannender, aber trotzdem geistreicher Erzählkunst, sowie sein Können als Layouter (siehe das Bild oben) und seine erzählerische Phantasie ganz neue Welten zu erschaffen auf einen Höhepunkt führte.

Doch noch einige Worte zum Meister selbst: Osamu Tezuka wurde 1928 in Toyonaka in eine alte Aztfamile geboren – sein Urgroßvater sowie sein Ururgroßvater waren die ersten Mediziner in Japan die nach westlicher Art ihren Beruf ausübten. Sein Vater nahm den kleinen Osamu häufig mit ins Kino, wo sie sich gemeinsam Filme von Charlie Chaplin und Walt Disney ansahen – das spezifisch filmische was typisch für Manga ist (und seit geraumer Zeit auch in westlichen Comics zu finden ist) dürfte wohl auf diesen Einfluss zurückzuführen sein. Später studierte er  – ganz der Familientradition gemäß – Medizin, übte den Beruf des Arztes allerdings nie aus. Der Disney-Virus seiner Kindheit lies ihn nie los, und so sah er sich 80mal (oder war es 40mal? 100mal?) Bambi an, und las begeistert die Donald-Duck-Comics von Carl Barks. (Meiner Theorie nach wurde er aber auch – gerade im Frühwerk – von „Felix the Cat“, Popeye“, sowie – eher in den Siebzigern – von Felix Valloton beeinflusst.) Es ist wohl nicht ganz richtig dass er die Manga- und Animekultur Japans im Alleingang erschuf, (diese kann man schon bis Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen), aber er gab ihr die heutige Gestalt. Die Anime-Serie die auf seinem Comic „Astroboy“ basierte erwärmte sogar das Herz des sonst so kühlen Stanley Kubrick, so dass dieser im die Stelle als Art Director von „2001“ anbot – was Tezuka allerdings ablehnte. Als er 1989 – wohl auch an Überarbeitung -starb, waren die Nachrufe in japanischen Zeitungen länger als die auf den kurz zuvor ebenfalls verschiedenen Kaiser Hirohito – Tezuka war so etwas wie er eigentliche Kaiser, der des Manga!

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