Antwort auf: Freejazz

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gypsy-tail-wind
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snowball-jackson
Habe ohne Vorurteile die Sendung gehört und bin recht begeistert (wenn auch nicht von allem) auch wenn ich viele Klassiker höre ist mir die junge Generation (hier oft generisch als Hipster abgestuft) durchaus sympathisch im Jazz neue Wege zu suchen ohne die Tradition zu verlieren /verleugnen. Kahil El’Zabar’s Spirit Groove ist so ein richtig wunderbares Album durchaus tiefgründig, organic, hypnotic and passionate. Die Single von Dawid klang auch sehr hörenswert.

El’Zabar ist ja kein Youngster und hat eine eindrückliche Diskographie am Start, aus der ich vieles sehr schätze! Aber ja, ich bin da oft etwas schnell im Urteil, und manchmal vermutlich unfair.

Den Brückenschlag zu Bach fand ich an sich gut – aber er funktioniert natürlich trotzdem nicht. „Spiritual“ hat ja erstmal nichts mit organisierter Religion zu tun, oder? Die europäische Kirchenmusik mag zu ihrer Zeit als „spirituell“ empfunden worden sein, heute ist das bei vielen (auch bei mir) kaum noch der Fall – bzw. vielleicht tritt da dann gerade der „spiritual“ Aspekt hervor … aber es ergibt nur wenig Sinn, das zu vergleichen mit einer politisch aufgeladenen Community-Musik, wie es sie bei uns zumindest in den Mehrheitsgesellschaften einfach nicht mehr gibt (es braucht sie nicht mehr … ich befürchte allerdings, es braucht sie bald wieder, aber da wird dann wohl nicht Jazz der Stil bzw. das Ausdrucksmittel der Wahl werden). Und da sind wir beim erwähnten Kritikpunkt, dass dieser Kern des „Spiritual Jazz“ eben gar nicht gross diskutiert wurde (was vielleicht mit meiner Anmerkung zu tun hat, denn der Kern ist für uns nicht – oder nur über Ecken als Mischung aus Anmassung/Empathie/Solidarisierung – anschlussfähig). In dem Sinn, man verzeihe mir die Bemerkung, fand ich die Unterhaltung auch seeeeehr Deutsch (und sie wäre genau so sehr Schweizerisch gewesen, wenn das Gespräch bei unserem Radio geführt worden wäre, keine Frage). Bleibt halt interessierte Aussenperspektive – und in der Hinsicht relativ unergiebig. Das Reden über Musik (die Album-Rezensionen auf dem Blog) bleibt da ergiebier, finde ich.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba