Antwort auf: John Coltrane

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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Ich spiele die Scheibe aktuell nicht, filtere das Folgende quasi aus (m)einem DNA Abgleich ….

Zwei Tage nach der „Africa Brass“ Session trifft sich John Coltrane mit ein paar Haberern um noch eine Einheit aus der Atlantic Vertragsverpflichtung abzuarbeiten. Das grosse Thema ist der LP seitenlange (sein bis dato längster bei einer Studio Sitzung) titelgebende Track mit dem bezeichnenden Titel „Ole“. Was auf den ersten Blick wie eine Hommage an hispanische Musik anmutet, entpuppt sich bei näherer Anhörung als eine etwas andere Geschichte.

Während Miles Davis sich ein Jahr zuvor auf „Sketches Of Spain“ mit Abstand – quasi mit dem Blick „top down“ eines spanische Edelmannes – angefangen von „Concierto De Aranjuez“ bis grossen Gesten und elegischen Flügelschlägen der Thematik nähert, ist da bei Coltrane von Anfang eine andere Sicht auf „Spanien“ zu spüren. Das ist das durch einen engen Meereskanal abgetrennte Land von Afrika und die  Weite, die Trockenheit, die Mystik, die Kargheit, die Armut der Menschen und doch auch eine Vision der Freiheit.

Genial von Anfang an hier natürlich die Doppelbassbesetzung mit Art Davis im Streichansatz – der für den nordafrikanisch/arabischen Stimmungsanteil sorgt – und Reggie Workman aus der de facto spanischen Flageolett Abteilung, welche gemeinsam über (oder eher unter) den gesamten Track einen verdichteten Klangteppich legen. Mit einem sich  graduell entfesselnden Elvin Jones und weiträumig agierenden McCoy Tyner wird dann die Bühne bereitet für berührende Soli von Eric Dolphy auf der Flöte, energisches von Freddie Hubbard (sein unglaubliches Potential wieder mal überraschend) und eine veritable Himmelfahrt von John Coltrane am Sopransax – fast wie ein Sturm der sich langsam ankündigt, aufkommt, sich entlädt und wie schemenhaft verebbt – wahrlich zum Besten gegeben ….

Danach ist Stille, die beiden Track auf Seite B- trotz aller Güte – finden da (für mich) kaum mehr statt und auch andere Musik hat zeitnah hier keinen Anschluss zu bieten.

Nach dem ersten Hören niemals mehr vergessen. Ein Meisterwerk.

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