Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blues › Ich höre gerade … Blues! › Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!
Authentizität finde ich als Begriff in diesem Zusammenhang schwierig. Ich würde Copeland ja nicht als unauthentisch bezeichnen. Und der erste Eindruck beim reinhören ist auch, dass es mir wieder sehr gut gefallen würde, mein Wunsch nach einem komplett traditionellen Album von ihr ist nicht als Negativkritik zu verstehen.
Was Deine These betrifft ist mein Überblick über aktuelles Bluesgeschehen zu bruchstückhaft um das beurteilen zu können. Ich wäre nicht überrascht, wenn heute, seit Weißbrötchen in den 60ern begannen den Blues zu kapern, überhaupt mehr weiße als schwarze Blues spielen, zumal sie ja deutlich die Bevölkerungsmehrheit stellen. Vielleicht entsteht dadurch der Eindruck. Weniger bei Musikern, aber in der Literatur, Liner Notes, Austausch mit Blueshörern, hatte ich häufig den Eindruck, dass traditioneller Blues, sagen wir mal bis weit in die 50er, bevor Soulelemente Einzug fanden, von weißen Mittelklassejungs gerne romantisiert wird, eine Falle, in die ich auch schon und oft genug getappt bin. Afroamerikaner sind da möglicherweise weniger naiv und daher könnte ich mir andererseits vorstellen, dass an Deiner These etwas dran ist, weil sie möglicher- und verständlicherweise ein geringeres Interesse an einem Rückgriff auf die Lynchmobzeiten haben. Aber das ist reine Spekulation.
An schwarzen Musikern, die in den letzten 10 Jahren regelmäßig sehr traditionelle Alben veröffentlichten fallen mir spontan ein paar Harmonicas ein (Harmonica Shah, Harmonica Hinds, Terry Harmonica Bean), Jimmy Duck Holmes oder nahezu jeder mir bekannte Musiker, der für die Music Maker Relief Foundation aufgenommen hat. Etwas länger zurückliegend fand ich es interessant, wie Musiker traditionell begannen um dann recht schnell auf dem Taj-Mahal-Weg ihr Territorium zu erweitern, ohne die Vergangenheit völlig aufzugeben (Corey Harris und Alvin Youngblood Hart).
Das Bishop/Musselwhite-Album kenne ich nicht (von Bishop überhaupt recht wenig), Estrin nur im Zusammenhang mit Little Charlie & The Nightcats, Nick Moss überhaupt nicht.
Meinst Du mit der Rockgeschichte diesen Hochglanz-Heavy-Bluesrock, wie er von Gary Moore etabliert und von Bonamassa perfektioniert wurde? Da fehlt mir der Zugang, kenne nicht viel davon, habe noch weniger und interessiert mich auch nicht besonders, stört aber auch nicht. Ich hoffe da auf den Idealfall, dass sie vielleicht für viele, oder wenigstens ein paar Hörer, den link zu den Originalen bilden.
Eben The Campbell Brothers: Beyond The 4 Walls
Sicher auch und erst recht kein purer Blues, aber für den Bluesliebhaber problemlos adaptierbar.
--
Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)