Antwort auf: Jack DeJohnette

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

gypsy-tail-wind
Das läuft gerade … und ja, irgendwie ist das gut, Johnson/Erskine besonders. Brecker ist halt Brecker, aber wenigstens zu Beginn seines Solos finde ich ihn noch sehr okay. Was Abercrombie dann an Sounds auspackt, finde ich allerdings grauenvoll. Was spielt er denn da überhaupt, ist ein Synthesizer mit Griffbrett oder läuft das noch als Gitarre?

haha, sind ziemlich die gleichen guitar-synth-sounds, die frisell damals produzierte (mit dem – und scofield – dieses stück ja dann auch aufgenommen wurde). bemerkenswert finde ich, wie abercrombie sein spiel auf dieses blasintrumentenhafte des sounds abstimmt. aber ich fasse das auch nur mit spitzen fingern an. dass NIGHT ein ecm-album ist, hatte ich total verdrängt!

D.h. das, was man hier sieht, ist sowas, was auf Plattenhüllen „guitar synthesizer“ beschrieben wird? Ich kenne mich da echt nicht aus (und will’s auch bei Frisell nicht wirklich hören … mit Scofield bin ich ja viel wärmer als Du, aber eigentlich auch erst in den 90ern bzw. ab Blue Note, das geht ja 1989 mit „Time On My Hands“ los, davor habe ich nur „Shinola“ und die lief wohl 20 Jahre nicht mehr).

Ich hol das jetzt doch noch hier rüber, ist ja doch was draus geworden, was über „ich zeig Dir meins – Du zeigst mir Deins“ herausging.

gypsy-tail-wind

Lief gestern Abend schon, jetzt nochmal laut, um DeJohnettes phantastisches Spiel besser hören zu können … Gomez ist mir manchmal etwas zuviel des Geschmiers, aber das ist hier wohl auch der einzige (kleinere) Kritikpunkt.

gypsy-tail-wind
Ich habe da gerade nicht viele Worte (drum auch hier und nicht drüben) – aber was DeJohnette im Titeltrack zusammentrommelt, ist schon wahnsinnig toll!

gypsy-tail-wind

Und wo gerade alle schon in Oslo waren (beide Alben entstanden im Juni 1978, ebenso wie DeJohnettes „New Directions“) … das ist für mich jetzt der klassische und nie ganz unproblematische ECM-Sound hier … aber DeJohnette ist schon im Opener wieder toll, diese unglaublich präzisen Schläge, dauernd im Fluss, sehr trocken gespielt, kurz akzentuiert – die Becken schwingen oft kaum nach oder sind so abgemischt, dass man vom Schwingen im Vergleich zum eigentlichen Schlag nur wenig hört.

gypsy-tail-wind
Es läuft:

Ein paar Monate früher (März 1975) in Ludwigsburg aufgenommen … und das finde ich wieder vom Beginn weg super, alle Vorbehalten von Towner oder Rypdal sind hier hinfällig. Vielleicht nehme ich danach gleich noch einen Anlauf mit „New Directions“?

vorgarten
ich habe das album ja sehr früh entdeckt, als ich noch gar nicht lange jazz gehört habe, und es hat mich sehr geflasht. gerade mit meiner gitarristischen vorbelastung fand ich es faszinierend, wie abercrombie da durchfegt, im ersten stück, nicht nur im solo, auch die begleitung während des solos von holland, da jagt eine idee die nächste und trotzdem ist es sehr sensibel, fast zärtlich. auch der sound des albums ist toll, gleichzeitig laut und elegant, kein bisschen „anämisch“, da ist überall luft drin und druck dahinter. an der NEW DIRECTIONS mag ich eher den raum, den sie sich lassen, niemand spielt so richtig solo, aber sie schlängeln so umeinander, während der sound sich ausbreitet, das finde ich toll, weil es eine wirkliche kollektivarbeit aus dem individualismus heraus ist.

Da bin ich ganz bei Dir, ein wirklich tolles Album, in jeder Hinsicht – und ja von der Produktion her ziemlich weit weg von sowas wie „Batik“ oder Rypdal/Vitous/DeJohnette, oder? Dieses flächig-sphärische, das mich nicht allzu oft anspricht (und für das der Gitarrensynthesizer das Werkzeug der Wahl war, wie es scheint?) fehlt hier jedenfalls, und wenn es voller wird, funktioniert das eher so wie bei „New Directions“, das jetzt tatsächlich nochmal läuft. (Und über „Night“ werfen wir den Mantel des Schweigens ;-) )

Was Ralph Towner angeht @redbeans, die akustischen Sachen müssten doch eigentlich was für Dich sein (Anknüpfungspunkte für die Folk-Schiene?), ich würde es eher mit sowas probieren, z.B. mit dem Duo-Album mit Gary Peacock? Das Duo mit Paolo Fresu ist auch ganz hübsch, und von den Band-Alben finde ich vielleicht „Solstice“ mit Jan Garbarek, Eberhard Weber und Jon Christensen nochmal etwas ansprechender als „Batik“?

Und sorry für den Fehler oben „New Directions“ ist natürlich nicht aus dem Juni 1975 sondern erst drei Jahre später entstanden!

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