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den kenne ich überhaupt nicht … da kann man ja bloss auf Nachpressungen hoffen, wie es derzeit scheint!
übrigens, das gestern sollte nicht als Sozial-Neid-Kommentar rüberkommen – klar beneide ich derzeit Leute, die ein solches Refugium haben (v.a. weil Remote-Arbeiten ja von dort auch möglich sein sollte, zumal wenn es nicht derart ab vom Schuss ist, dass es keine TV/Netzanschlüsse gibt) … aber unter normalen Umständen gehöre ich eher zu denen, die nicht den wenigen Urlaub immer am selben Ort verbringen möchten (das mag sich aufs Alter hin ändern, es zieht mich ja auch immer in ähnliche Orte, aber ich schätze halt die Abwechslung und die Freiheit dann doch mehr). Aber klar, momentan steht vieles auf dem Kopf. Beklagen will ich mich aber zuletzt, denn allein durch meine Anstellung geht es mir derzeit so gut wie wenigen, und es schiene mir völlig unangebracht, die Klappe aufzureissen!
Weil ich ja Konzertberichte auch nicht mehr hinkriege: das kurze Beethoven-Rezital von Gabriele Carcano am 4. November 2020 im LAC in Lugano war sehr schön. Aus allen bekannten Gründen fand es nicht im Konzertsaal statt (den ich nun weiterhin nicht kenne) sondern in der grossen Halle im Eingangsbereich des Gebäudekomplexes (der auch ein Museum beherbergt, ich war am Tag darauf noch dort und schwer beeindruckt von der aktuellen Ausstellung mit Skulpturen von Hans Josephsohn, passend zum Weltgeschehen ist auch die Portrait-Ausstellung des Fotografen-Paares Braschler/Fischer, Divided We Stand). Aber gut: Carcano, geboren 1985 in Turin. Gelehrt hat er bei Luchesini, Angelich und Ciccolini, Brendel sei sein aktueller Mentor. Gespielt hat er die Sonaten Opp. 10/3, 27/1 und 101. Die Musik war einmal mehr verblüffend – Klaviersonaten von Beethoven live halt, haut mich irgendwie am Ende immer um, egal mit welchem Ansatz, selbst da, wo letzterer mich nicht restlos überzeugt. Da steckt eine solche Wucht drin, ein solcher Reichtum! Carcano spielte ohne Noten (Notenblättern durch andere ist ja im Moment auch eher schwierig), wirkte gerade in Op. 27/1 („quasi una fantasia“) ordentlich frei, aber alles in allem war das recht aufgeräumt und klar dargeboten, farbenreich allerdings, und in Op. 101 dann auch etwas dunkler schattiert. Als Zugabe spielte er am Ende noch eine Sonate von Scarlatti – ich denke es war eine der populären, aber es gibt ihrer etwas viele, als dass ich mir da bisher einzelne gemerkt hätte …
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