Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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grievousangel[Spoileralarm:] Kann man sicher so sehen. Mir ist das halt sehr früh im Film aufgefallen. Die einzigen weißen Typen im Film waren ein Sauprolet von Vater, der lieber mit dem Hund rum macht, als auch nur einen winzigen Moment Interesse gegenüber dem Leben seiner Tochter vorzutäuschen, ein widerlicher Chef, der bei jeder Kassaabrechnung die Hände der beiden Mädchen aufs Ekligste abschmust, ein ekliger Typ an der Kassa, der die Cousine überreden will zu seiner Party zu kommen, ein abstoßender Kerl in der U-Bahn, der seinen Penis vor den beiden entblößen will, ein Mitarbeiter im Bahnhof, der absolut keinen Bock hat, irgendwie behilflich zu sein und zu guter Letzt eben das von dir angesprochene Bübchen, das zwar für die beiden ausgenutzt wird, aber bei dem doch der fade Beigeschmack bleiben soll, dass jede Hilfe auch eine gewisse Gegenleistung erfordert. Diese Leute gibt es ja auch überall und jeder von uns wird mit solchen Menschen schon zu tun gehabt haben. In Anbetracht dessen, dass es aber kein einziges Gegenbeispiel im Film gibt und die Ereignisse sich ja doch in einem sehr kurzen Zeitfenster abspielen, kam mir das schon sehr auffällig vor. Und bei einem Film sollte hinter jeder Szene und jeder Figur ja doch auch eine Überlegung stecken, zufällig wird sich das nicht so häufen. Nach dem Kino wurde ich von meinen beiden Begleiterinnen scherzhaft gefragt, ob ich nicht auch ein schlechtes Gewissen habe in diesen Zeiten, so als weißer junger Mann. Hatten interessante Gespräche nach der Sichtung. Wie gesagt, ich mochte den Film sehr, ich fand die beiden Mädchenfiguren und ihre Dynamik zueinander super und auch Atmosphäre, Kamerarbeit und Musik waren hübsch. Man muss auch nicht in jede sachliche Beobachtung zu viel reininterpretieren. Ich beweine ja nicht die große und ungerechte Rache am armen, hilflosen weißen Mann, der seit Anbeginn der Zeit immer benachteiligt wurde. Ist mir (bzw. uns dreien) einfach aufgefallen. Vielleicht hast du mit deiner Theorie letzten Endes aber auch recht und es war tatsächlich ein anderer Film.

Wenn ich das lese, verstehe ich deine Sicht besser. Hättest du nur von toxischer Männlichkeit gesprochen, hätte ich auch gar nicht widersprochen, die wird im Film tatsächlich deutlich gezeigt (wenn ich die Darstellung auch nicht als plakativ empfunden habe). Dass die Männer alle weiß waren sehe ich wirklich als dem Setting geschuldeten Umstand.

Einig sind wir uns ja auf jeden Fall, dass der Film ein starker ist.

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame