Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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pfingstluemmel
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Mich verwundert die bierernste Rezeption, die dieser Film, über einen geisteskranken oder zumindest emotional verkrüppelten Serienmörder, über die Jahre und Jahrzehnte genossen hat. Leicht erkennbar ein reines Fantasie- und vor allem Pulp-Produkt, das mehr Gemeinsamkeiten mit den handelsüblichen Slashern aufweist (z.B. die Nummernrevue der hingerichteten Kleinkriminellen), als mit einem „realistischen“ Drama oder Thriller. Wie Mrs. Voorhees (aus Friday the 13th) rächt sich Paul Kersey (gespielt von Charles Bronson) für den Tod eines nahestehenden Familienmitgliedes und übt die Vergeltung wahl- und ziellos an einer Gruppe Menschen aus, die er als den „Feind“ ausgemacht hat. Der Klassismus und die daraus entstehenden Mittelschichtsneurosen sind zwar eklig, doch so annehmbar wie jede andere hanebüchene Motivation für Rachefeldzüge im Kino.
Leider hat Kersey keine Gegner, sondern sucht sich ausschließlich Opfer, dies wird einem schon zu Beginn bewusst, wenn ausgerechnet Jeff Goldblum eine Bedrohung darstellen soll. (Zugunsten der Autoren nehme ich einfach mal an, dass sich Kersey aktiv in die Gefahren begibt und nicht dauernd unfreiwillig in Taschendiebstähle gerät, die den mordlüsternen Psycho in ihm wecken…)
Unter’m Strich bleibt ein handwerklich kompetenter, unterhaltsamer Thriller mit Exploitation-Elementen, ein paar unfreiwillig komischen Szenen und der Musik von Herbie Hancock. Kann man machen.

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