Antwort auf: Top 30 deutschsprachige Songs

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herr-rossi
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jackofhHeute morgen erst gesehen! Interessante Liste, von der ich naturgemäß nur sehr wenig kenne (außer Manuela und Drafis „Shake Hands“ war mir das alles bislang unbekannt). Schöne Idee auch, zu jedem Lied kurz ein paar Worte zu schreiben, das bringt einem die Musik sofort näher.
Was mir zunächst auffiel, wie viele eigentlich fremdsprachige Interpretinnen sich hier am deutschen Schlager versuchen. Ich habe mir tatsächlich alles angehört. Meine Gedanken, track by track:
Bei der „Elisabeth-Serenade“ mag ich die melancholisch-volksliedhafte Atmosphäre. Und dass bei all dem Idyll hier etwas Verstörtes mitschwingt, ist nicht zu überhören. Wirklich verstörend wirkt es auf mich dennoch nicht – aber das wäre wohl auch zu viel verlangt für die Zeit.
Bei Mina fiel mir als erstes auf, dass ihre Zähne in dem verlinkten Video von „Heißer Sand“ sehr unvorteilhaft ausgeleuchtet sind. Toll dagegen, wie sie der Kamera den Rücken zudreht bei der Zeile mit der Erinnerung bei 1:10. Ansonsten klingt das in meinen unkundigen Ohren nach einem fast prototypischen Schlager, der der Italiensehnsucht der Deutschen eine abgründige Note hinzufügt. Haben die Zeitgenossen da eigentlich genau hingehört?
Rita Pavone wirkt ebenfalls sympathisch; das Sleeve ist toll, fürwahr – für mich aber wohl auch das beste an der Single. Und die Zeile „Ich trau mir zu im Fußballverein ein guter Mittelstürmer zu sein“ hätte man der armen Frau ersparen müssen!
Manuela war mir bereits bekannt. Nicht jedoch, dass Suzanne Doucet mal Schlager gesungen hat. Ich habe neulich mal in ihre elektronischen Sachen aus den 80ern reingehört, weil sie von einem anderen Musiker als Inspiration genannt wurde. Lustig! Sie ist keine besonders gute Sängerin, finde ich. Aber „Du mußt dich entscheiden“ gefällt mir musikalisch trotzdem ausgesprochen gut. Der Youtube-Algorithmus hat mir dann gleich noch das herzallerliebste „Das geht doch keinen etwas an“ aufs Auge gedrückt, offenbar ihr größter Hit aus der Zeit? Besser jedenfalls als das französische Original vom kleinen Prinzen. Und eine deutsche Version von „Be My Baby“ auf der B-Seite macht mich nun fast neugierig auf diese Single …
Mixed Emotions bei den französischen Mesdames: „Ein Fenster wird hell“ von Françoise Hardy ist ganz ausgezeichnet! Fantastisch gesungener und arrangierter Tränenzieher. France Galls Liebessuche per Computer höre ich dagegen eher als (durchaus schmissige) Kuriosität, mehr nicht. Doch so war die Nominierung wohl auch gemeint?!
Und sorry, nein, bei Vickys „Mühlen“ kann ich leider überhaupt nicht mitgehen. Die Version von Dusty ist hier in meinen Ohren turmhoch überlegen. Dazu dieses verstörende Video … Was bitte machen die Jäger, Burschenschafter und Polizisten da? Und dann noch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal! Schön mit Preußenadler und eisernem Kreuz. Habe ich den Witz nicht verstanden? Ist das Satire? Hippieshit? Da komm ich nicht klar drauf.

Verspäteten Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Der ist für mich besonders interessant, gerade weil Du das meiste davon nicht kanntest und „unvorbelastet“ hören konntest.

Zu Suzanne Doucet: Ja, „Das geht doch keinen etwas an“ war sehr erfolgreich, und „So Long“. Zusammengefasst finden sich ihre Singles auf den LPs „Suzanne Doucet“ von 1968 und „Die großen Erfolge“ von 1983, danach sind sie nie wieder aufgelegt worden. Für 60s-Girl Pop-Fans aber eine Entdeckung wert! Inzwischen habe ich auch ihre 60s-Original-Alben „Rot wie Rubin“ und „International“, die sind nun komplett anders, eher Richtung Singer/Songwriter und Lounge, aber auch sehr reizvoll. Eine große Stimme hatte sie nicht, aber eine Menge Persönlichkeit. Ihre elektronischen Aufnahmen aus den 80ern kenne ich noch nicht, wie war Dein Eindruck?

Zu France Gall: Ich mag „Computer Nr. 3“ tatsächlich sehr gerne, hab auch insgesamt einen Crush für ihr gesamtes 60s-Material, ob französisch oder deutsch. Ihre wichtigeren, cooleren, bewegenderen Aufnahmen sind sicher die französischen, aber der Charme der deutschen ist einfach enorm, z.B. Alle reden von der Liebe / Merci Herr Marquis / Dann schon eher der Piano Player. Da steckte auch immer viel 20er-Jahre drin.

Zu Vicky Leandros: Der Clip stammt aus dem ARD-Special „Ich bin Vicky Leandros“ von 1970, bei dem Pierre Koralnik Regie führte, das war so ein zeittypisches Fernsehexperiment. Erklären kann ich es Dir auch nicht, aber ich finde es auch nach 50 Jahren immer noch visuell sehr reizvoll: Wie die wilden Schwäne ziehen. Würde ich gerne mal vollständig sehen. Das schrägste an der Show ist am Ende aber vielleicht doch der Gastauftritt von … Deep Purple.

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