Antwort auf: Everything's fucked up – Sexploitation- und #metoo-Debatten in der Musikszene

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irrlicht
Nihil

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nail75 Gefrontet? Weiß nicht, was du meinst, vielleicht ja gedisst. Aber diese Aktion hatte schon etwas seltsame Obsessives. Unlustig war es auch, und es hat gerade in den USA (wo so etwas gar nicht gut angekommt) ziemlich viele Leute genervt, vor allem weil Kozelek sich im Recht fühlte. Der Stein des Anstoßes? War On Drugs waren zu laut!

„fronten“? Ich fand die Aktion ehrlich gesagt unterhaltsam, zumal Run the Jewels das direkt aufgegriffen haben und der Track musikalisch sehr gut ist. Letztlich ist das natürlich flach, aber nochmal: Who cares? Letztlich ist der Beef genauso egal, wie der Umstand, dass TWOD zu laut waren.

Das liegt aber in der Natur des Menschen und kann auf gar keinen Fall zur Schlussfolgerung führen, dass „solche Themen“ (welche sind das?) „absolut gar nicht in die Öffentlichkeit“ gehören. Wohin denn sonst? Sicherlich ist Kozelek kein Weinstein, aber es muss doch betroffenen Frauen erlaubt sein, aus ihrer Sicht grenzwertiges oder grenzüberschreitendes Verhalten eines Musikers mit jungen Fans in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Offensichtlich empfanden diese Frauen diese Begegnungen oder Beziehungen als weniger erfreulich. Das zu sagen, ist nicht nur richtig, es ist notwendig!

Für mich nicht. Hier gibt es sicherlich nochmal einen besonderen Fall, da Mark Kozelek seine Erlebnisse selbst gerne ellenlang in Tracks ausbreitet, wenn auch ohne Namen – dass das die Betroffenen triggert, kann ich aber dennoch nachvollziehen. Ansonsten wie unten geschrieben: Das ist eine Sache, die ins Private gehört, vor Gerichte, nicht vor ein weltweites Social Media Gericht, erst recht nicht zur jetzigen Zeit, in der es bei diesem Thema primär um Clickbaiting, um Filterblasen, um Frontenbildung und teils völlig sinnfreie Nebenstrangfehden geht.

Nochmal: Es gibt bisher keinen „Beweis“, dass die Situationen so abgelaufen sind – unabhängig davon, dass ich den Artikel bei Pitchfork generell auch glaubhaft finde. Aber das „Resultat“, was man nun wieder sieht, sind Artikel – und safe, es werden noch viel mehr kommen -, die wunderschöne Geschichten davon erzählen, wie sich das doch alles nun „endlich“ zusammenfügt. Ganz einfach: Der rüpelhafte weiße alte Mann, der junge Dinger ins Backstage lotzt, weil die beste Zeit rum ist, der ja auch in „Dogs“ schon sein Sexleben umfangreich ausbreiten musste und sogar in diesem einen Track schonmal davon erzählt hat, wie er seine damalige Freundin „betrogen“ hat, um mit Rachel Goswell zu knutschen? Also ich meine, da passt doch eins zum anderen, oder?

Das Problem: Das ist nichts anderes, als stumpfer Gala-Dreck für die etwas intellektuellere Oberschicht. Journalistisches Fastfood für Leute, die schon immer wussten, dass ihr Nachbar insgeheim auch ein schmutziges Geheimnis hat.

Journalismus hat für mich den Zweck der Aufklärung, der Beleuchtung aller involvierten Perspektiven, dem Suchen nach der „Wahrheit“, zumindest dem Sammeln von Fakten und Erklärungsansätzen. Vielleicht ist das zu viel verlangt, aber ich kann mit diesem anbiedernden Fairytale-Schund einfach nichts anfangen.

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Hold on Magnolia to that great highway moon