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Gute Besserung nach Wien!
Und Grüsse nach Berlin – die CD muss ich auch wieder mal anhören … cpo hat ja inzwischen einen beachtlichen Weinberg-Katalog beisammen, mein Einstieg (bei Weinberg überhaupt) war eine CD mit Blumina, Musik für Klavier solo.
Bei solcher bin ich ja gerade auch, inzwischen CD 4 der Sorabji-Box – der mittlere Teil ist gerade vorbei, die drei langsamen Variationen X, XIII und XIV, die zusammen um die 82 Minuten dauern. Der erste grosse Brocken ist die Variation IV, die knapp 65 Minuten dauert und leider auf CD1 nicht mehr ganz Platz hat (CD 2 enthält die letzte Viertelstunde und fünf kürzere Variationen – zwischen 2:27 und 20:54). IV kommt als Choralvorspiel daher und macht quasi den Auftakt der drei Werk-Kerne. Der zweite Brocken sind die drei langsame Variationen, und als dritter Hauptteil steht dann mit XXII eine Passacaglia mit 100 Variationen (85 Minuten lang und daher zwangsläufig auch wieder auf zwei CDs verteilt). Die letzte Variation, XXVII, fast exakt 80 Minuten lang, ist dann eine monströse Fuge (aufbauend auf bis zu sechs Stimmen und über fünf Motive). Gewidmet hat Sorabji das Werk übrigens Egon Petri, einem Schüler (DEM Schüler wohl, sicher dem wichtigsten) von Ferruccio Busoni, der einst Widmungsträger des ersten Variationenwerk über dasselbe „Dies Irae“-Motiv hätte werden sollen, aber vor der Fertigstellung verstarb. Es wurde dann seinem Andenken gewidmet, aber Sorabji lehnte das Werk später ab – er war wohl überhaupt sein schärfster Kritiker und vertrat die Meinung, besser keine Aufführungen als missratene … und gemäss den ausführlichen Kommentaren von Powell, der auch das Booklet (inkl. Text zu jeder Variation) verfasst hat, war er unter den bedeutenden Komponisten der einzige, der dieses Credo auch wirklich durchzusetzen suchte. Neben dem einigermassen bekannten Opus clavicemablisticum (1932 publiziert, Powell hat es 2004/5 mehrfach aufgeführt, bevor er sich an die Sequentia machte) warten wohl noch diverse andere Werke darauf, ausgegraben zu werden (Powell hat auf Altarus ein paar CDs mit Werken Sorabjis veröffentlicht, von denen ich aber leider bisher keine kenne, das Label ist ja nicht leicht zu kriegen und wie es scheint gab es seit 2011 keine Aktivitäten mehr?).
Jedenfalls faszinierender Stoff, von den kurzen Virtuosenstücken über Charakterstücke verschiedener Art (eine Art Walzer, ein Trauermarsch, „Quasi Debussy“ oder „Histpanica“) bis zu den grossen Trümmern.
Marc-André Roberges Buch über Sorabji kann übrigens hier kostenlos als PDF heruntergeladen werden:
https://roberge.mus.ulaval.ca/srs/07-prese.htm
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