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stormy-monday
Wir reden nicht über den „Tatort“, sondern über die Three Billboards. Im „Tatort“ akzeptiert der Zuschauer manche Wendung, Unlogik, manchen hanebüchenen Zufall oder manch märchenhafte Wendung, kurz, alles was einen guter Krimi eigentlich ausmacht, kann man, je nach Team und Drehbuch, häufig ausblenden.
Auch in Three Billboards sind gewisse Unlogiken zu entdecken, ein Chiefcop, der per Billboards dermassen angegangen wird im Süden, verhält sich selten so nett (und zahlt inkognito noch die Miete). Oder ein anderer Cop, mit den Füssen auf seinem Schreibtisch, wird derb beleidigt und tasert die Protagonistin nicht sofort dafür. Aber das tut der Handlung doch keinen schmerzhaften Abbruch. Dass der Cop zufällig in einer Bar einem Angeber zuhört, das passiert dann doch schon öfter, war selbst mal Zeuge einer Verhaftung, bei dem ein Cop beim Feierabendbier einem protzenden Hehler zugehört hatte, bis er die Kollegen rief. Ausserdem beendet dieser Trick ja auch schön dieses Ränkespiel um Rache, Sühne und Vergebung. Der Cop und die Lady brechen mit der Knarre im Kofferraum auf, um sich den Drecksack zu schnappen, wissen aber dann doch nicht, ob sie das auch wirklich durchziehen wollen. Passt schon, passt hier, passt in diesen Film.
Ja danke, soweit auch bekannt, auch Harrelson weist in seiner Rolle ja darauf hin, dass Verbrechen durch Zufälle aufgeklärt werden, etwa dadurch, dass sich ein wegen eines geringeren Delikts einsitzender Häftling einem anderen offenbart, der ihn ans Messer liefert. Die Szene in Three Billboards … hat damit aber nichts zu tun, geht viel weiter, einerseits weil z.B. Hehlerei ein Delikt sein dürfte, welches um ein vielfaches häufiger vorkommt als Vergewaltigung in Tateinheit mit Mord und anschließender Verbrennung des Opfers, und schon dadurch die Entdeckung in der von Dir beschriebenen Konstellation wahrscheinlicher ist, zum anderen weil es halt nicht irgendein Cop ist, der zuhört, sondern einer der direkt in den Fall involviert ist. Und selbstverständlich führt das zu der von Dir beschriebenen, auch von mir begrüßten Auflösung, die Schlussszene und das offene Ende halte ich für sehr gelungen, der „Trick“ ist mir, nach meinem derzeitigen Verständnis, dennoch zu forciert und brachial.
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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)