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@go1So ganz haut das zeitlich nicht hin: Der Militärputsch war Ende März 1964, den Song „Garota de Ipanema“ haben Tom Jobim und Vinicius de Moraes schon 1962 geschrieben; die erste Aufnahme davon (von Pery Ribeiro) erschien im Januar 1963 (und „Corcovado“ ist von 1960). In der Zeit nach dem Putsch 1964 und vor Einführung der strikten Zensur 1968 haben sich aber tatsächlich die gängigen Themen der Lieder verändert, es wurde insgesamt weniger über Liebe, Lächeln und Blumen und mehr über soziale Themen geschrieben (also im Vergleich zu den Jahren vorher; natürlich wird überall und zu jeder Zeit über Liebe, Lächeln und Blumen gedichtet).
Als ich etwas über das Brasilien dieser Zeit recherchierte, stieß ich u.a auf all diese Themen, die sicher nicht genau gleichzeitig einzuordnen sind, aber vielleicht in der gleichen Epoche. Auch wenn sie nicht unmittelbar etwas miteinander zu tun haben – das Girl From Ipanema und die neue Hauptstadt und das Militär – ergab das in meiner Vorstellung ein faszinierendes und gruseliges Bild voller Gegensätze. Ein politisches, soziales und wirtschaftliches Wirrwarr und eine schillernde Musikkultur. Und mir scheint, dass das für Brasilien nicht nur für diese Periode gilt.
Aber auch das sind alles Schlagworte, die man bitte nicht zu genau sezieren sollte.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)