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friedrichAber wir wollen hier ja nicht über Architektur und Städtebau diskutieren, sondern über Musik und die Bedingungen, unter denen sie entstand. So kamen wir darauf und das ist auch interessant. Kaum war die vom Kommunisten Niemeyer im Nirgendwo geplante Sci-Fi Hauptstadt fertig, putschte das rechtsgerichtete Militär und zog dort ein. Ungefähr zeitgleich dichten und singen in der alten Hauptstadt Rio de Janeiro A. C. Jobim, Joao Gilberto und Astrud Gilberto von einem hübschen Mädchen am Strand von Ipanema und dem Blick auf den Corcovado: „Oh, how lovely!“ Das zusammen finde ich schon wieder gruselig und faszinierend zugleich.
So ganz haut das zeitlich nicht hin: Der Militärputsch war Ende März 1964, den Song „Garota de Ipanema“ haben Tom Jobim und Vinicius de Moraes schon 1962 geschrieben; die erste Aufnahme davon (von Pery Ribeiro) erschien im Januar 1963 (und „Corcovado“ ist von 1960). In der Zeit nach dem Putsch 1964 und vor Einführung der strikten Zensur 1968 haben sich aber tatsächlich die gängigen Themen der Lieder verändert, es wurde insgesamt weniger über Liebe, Lächeln und Blumen und mehr über soziale Themen geschrieben (also im Vergleich zu den Jahren vorher; natürlich wird überall und zu jeder Zeit über Liebe, Lächeln und Blumen gedichtet).
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To Hell with Poverty