Antwort auf: Jazz & Brasil

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vorgarten

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aufgenommen zwei bzw. drei tagen nach der letzten GETZ/GILBERTO-session, allerdings blieb das ergebnis bei verve bis ende 1966 liegen, wo man 1964 wohl alle marketing power auf die kombination mit der englisch singenden astrud setzte (das im mai 1964 mitgeschnittene konzert im café au go go, wo astrud zum neuen quartett von getz dazustieß, flankierte quasi direkt die ipanema-single).

getz mit almeida zusammenzubringen (angeblich auf vermittlung von jobim), war natürlich eine äußerst spannende idee. der gitarrist war auf eigenständige weise hervorragend im geschäft, als die bossa nova in den usa ankam, für capitol wurde sofort ein west-coast-cluster als „bossa nova all stars“ zusammengestellt (almeida, shank, cooper, feldman, manne, rowles, roberts), der für capitol sehr erfolgreiche brasil/jazz/filmmusik-kommerzproduktionen auf den markt warf:

gleichzeitig transkribierte almeida seit den frühen 1960ern klassikstücke von debussy, bach, ravel usw. für gitarre, ein „spanish-guitar“-konzept, dass ebenfalls sehr erfolgreich war. und nach seiner einspielung mit getz wurde er special guest beim modern jazz quartet (wo natürlich all das zusammenlief, jobim-stücke, bach usw.).

die vielleicht interessanteste aufnahme von almeida im bossa-zusammenhang dürfte aber wohl das cal-tjader-album PLAYS THE CONTEMPORARY MUSIC OF MEXICO AND BRAZIL sein, dass creed taylor 1962 produzierte und für das clare fischer sehr ausgefallene arrangements schrieb (und auch eine tolle original-komposition, „elizete“).

diese hybrid-modernistische qualität erreicht das album mit getz nicht, obwohl es sehr geschlossen und selbstverständlich daherkommt. das material ist von almeida und natürlich keine bossa, aber „outra vez“ von jobim haben sie auch im repertoire. die percussion (dave bailey, edison machado) ist härter und jazziger (george duvivier spielt bass), aber almeida setzt sich nicht so deutlich als gitarrenvirtuose ins spotlight wie bonfá. er lässt seine ganzen techniken um das spiel von getz herumfließen, der spürbar engangiert ist. es gibt zwei klaviersoli ohne credit, von denen man mittlerweile weiß, dass sie von steve kuhn sind.

dass das cover diesmal nicht von olga albizu, sondern von der mandala-illustratorin alberta hutchinson ist, dürfte dem erscheinungsjahr 1966 geschuldet sein. da brach dann schon wieder eine neue zeit an, die nach veränderten einordnungen verlangte.

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