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thesidewinder@.gypsy-tail-wind Sieht nach einer feinen Box aus. Bin ja in diesem Jahr richtig Fan von Orgel-Jazz geworden, vor allem Smith und Shirley Scott haben es mir angetan. Zusammen mit dem Vibraphon Instrumente die ich im letzten Jahr noch nie so richtig im Jazz-Bereich auf den Schirm hatte. Bin ziemlich begeistert was man da so alles entdecken kann obwohl die Protagonisten leider oft schon längst nicht mehr unter uns weilen.
Ist vermutlich bei weitem nicht das erste, was man bei Smith hören muss (das wären bei mir wohl: Groovin‘ at Small’s Paradise, House Party/The Sermon, Crazy! Baby!, Back at the Chicken Shack/Midnight Special, Bashin‘), aber da wird die Jazzorgel ja quasi erst gerade erfunden … Smith hatte schon fünf Alben für Blue Note gemacht (drei im Studio, zwei live aus dem Club Baby Brand – erstere gab’s mal als Doppel-CD wieder, letztere in der RVG-Reihe), alle mit seinem damaligen working trio (Thornel Schwartz-g und ab Album Nr. 2 Donald Bailey-d, ein unterschätzter Mann). Im Februar 1957 buchte Lion das Manhattan Towers Studio (und RVG nahm für einmal nicht bei sich auf) an drei Tagen und lud neben Smith und seinem Trio (mit dem neuen Gitarristen Eddie McFadden) auch ein paar bei Blue Note und anderswo recht bekannte Gesichter ein. Dass da in drei Tagen die nächsten fünf Alben entstanden, die Smith nun erstmals mit Bläsern präsentieren, die seine Zusammenarbeit mit Lou Donaldson und noch mehr mit Art Blakey starten – das ist schon ziemlich toll! Es klappt nicht alles reibungslos (beim ersten der vier Sextett-Jams gibt es Pannen), aber die Chemie mit Blakey ist schon mehr als spürbar …
Wenn Du kannst, geh Orgel live hören, es gibt nichts vergleichbares, das sollte natürlich in einem kleinen Club geschehen … ich bringe es immerhin auf einmal Dr. Lonnie Smith und auf viermal Rhoda Scott (die ging aus den USA weg und ist darum viel weniger bekannt, aber auch seit den 60ern aktiv und live aber auch auf Tonträger top).
Mit Organist*innen, die den Bass nicht selbst spielen (Shirley Scott, Freddie Roach) werde ich in aller Regel eine Spur weniger warm – ich mag den Kontrabass ja auch unheimlich gerne, aber bei der Orgel gehört das zum Paket … und wenn man drauf achtet, wie organisch das bei den besten passiert (Smith, McDuff, Dr. Lonnie Smith, Hammond Smith, Groove Holmes, Rhoda Scott, John Patton, Larry Young …), dann fehlt auch überhaupt nichts. Rhoda Scott hat die Angewohnheit, die Basspedale barfuss bzw. ohne Schuhe zu spielen, was ihr den Namen „the barefoot lady“ eingetragen hat – und sie hat wenn immer möglich gleich zwei Leslie-Verstärker dabei (und eine dieser Reise-Hammonds, die nicht auf einem schweren Holzunterbau steht sondern eher auf einem Rhodes-ähnlichen Gestänge (aber wegen der Basspedale ist das mit einem Rhodes natürlich nicht zu vergleichen bzw. immer noch viel aufwändiger auf- und abzubauen).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba