Antwort auf: Klassik: Corona-Konzerte etc.

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yaiza

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hier eine Besprechung des Eröffnungskonzertes im Pianosalon am 09.06.2020 mit Hinrich Alpers von Albrecht Selges Blog

Hundert 11 – Konzertgänger in Berlin – https://hundert11.net/entmaskend/

daraus:

Aber pianistisch ist das natürlich alles erstsahnig, was Alpers da veranstaltet. Und nicht nur sein souveränes Spiel nimmt ein, sondern auch sein spürbarer Enthusiasmus – ja seine Dankbarkeit, musizieren zu dürfen. Und so wird zum unmaskiertesten Hörerlebnis des Abends ausgerechnet eine Transkription: und zwar die des langsamen Satzes aus Beethovens neunter Sinfonie, verfertigt von Franz Liszt. Eigentlich Musik, die in Zeiten der Omni- und Überpräsenz von Beethovens Sinfonik unter starkem Überflüssigkeitsverdacht steht. Hilpers hat Liszts van-Transkriptionen gerade komplett eingespielt. Und vielleicht sollte ja alles, was die vermeintlich vertrauten Dauerschlager von Big B. verfremdet und somit aufs Neue zugänglich macht, willkommen sein.

Hier ist es also Dank. Ausdruck dankbarer Empfindungen. Alpers vergleicht diesen Satz in seiner kurzen Einführung mit dem Heiligen Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit aus Beethovens spätem a-Moll-Streichquartett. Und eben dieses Gefühl stellt sich ein, jetzt, da man, wie vorsichtig auch immer, endlich wieder Musik erleben darf: echte Musik, von einem Menschen gespielt, im Raum entstehend, im Raum von Menschen gehört. In einer Gemeinschaft von Abständigen und Maskierten. Echt. Über dem Dach des Pianosalons aber sind in den leisen Passagen des Adagio molto e cantabile die sommerlichen Mauersegler zu vernehmen, die unsere Träume und Wünsche und Sehnsüchte in den Abendhimmel zu fiepsen scheinen.

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