Antwort auf: blindfoldtest #32 – redbeansandrice

#11121321  | PERMALINK

redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

Beiträge: 13,945

wahrdanke für die kommentare, @redbeansandrice!. dann konnte ich ja zumindest zum charakter der aufführungsorte ein bisschen beitragen. bis hier wirklich ein sehr gut anzuhörender bft. ich glaube, mir liegen viele jazz-sachen, die nach der high-time der 50er und 60er entstanden sind. vielleicht ist es die souveränität und der spaß, mit der das erkämpfte und entwickelte weitergedacht wird. keine ahnung, ist nur so ein gefühl, denn auch männer haben gefühle und nicht nur emotionen. weiter geht’s mit track 7.
7 da ja nichts vor den 70ern in diesem bft platz hat, ist das hier eine hommage an hardbob, trompete hat so ein leichtes happy-feeling, was mir manchmal in gefährliche wasser abgleiten kann. aber hier nicht, das klingt ganz locker und gekonnt. das sax macht es ihr nach. das hat einen wunderbaren flow. das meinte ich eben damit, dass hier auf bestehendem aufgebaut wird, nichts bewiesen werden muss, es wissen einfach alle, wohin es geht, ohne irgendwas abgezockt herunter zu spielen. irgendwie triffst du sehr gut meinen geschmack was pianisten angeht, @redbeansandrice! gefällt mir hier auch wieder außerordentlich gut. eine tolle balance aus präsenz und nicht zutexten.
8 sehr sanfte trompete, aufbau mancini-like. wieder ein schönes klavier, dass weiß was es nicht spielen will. dies ist nichtangriffsmusik, die man unbedingt immer mal benötigt. trotzdem ein schön anregendes stück, dass nicht zur langeweile neigt. die pure erholung. auch jetzt, wo das klavier so kleine helle töne anschlägt, wie vergissmeinicht am wegesrand gestern im naturpark aukrug. bass jetzt etwas weit im hintergrund, man will sich hier nicht aufdrängen. hervorragend platziert im bft.
9 gitarre im vordergrund. diese art des bass-spielens kenne ich auch von einigen stücken von caetano veloso, auch wenn hier sicher niemand aus dem umfeld mitspielt. hätte gut in vorgartens gitaren-bft gepasst. wieder eine leichte stimmung, bossa-like, aber ohne die saudade, die ein strenger bossa-pholosoph wie joao gilberto zwingend eingebracht hätte. zwei jazz-gitarren im dialog, ohne dass ein klavier noch dazwischenredet, ist auch eher selten, oder? jedenfalls ganz wunderhübsche nacherzählung von ereignissen, die die beiden gitarren live erlebt haben dürften, so sehr sprechen sie mit einer stimme.
10 treibendes gewusel jetzt, mit klarinette (?), treibender groove, schnelle piano-läufe. alles sehr harmonisch, gut gesetzt im bft als neues kapitel, oder eben um aus der schönen stimmung der vorherigen tracks rauszukommen. track ist kurz, finde ich aber auch ok, denn mich ermüdet er sonst etwas. so bleibt aber der eindruck einer erfrischung der sinne. sonst nicht so mein fall. die klarinette ist aber wirklich sehr gut. wahrscheinlich ein sehr bekannter klarinettenspieler, den ich natürlich nicht kenne.
11 jetzt wieder ein bisschen big band-feeling, obwohl eine kleinere band. scheint mir die interpretation eines alten klassikers zu sein, oder so. finde aber nicht so rein. alles super gespielt, aber mich erreicht der charakter des stücks nicht. wie eine 70er-jahre studiobegleitband, die auch mal alleine was veröffentlichen will.
12 könnte was von jimmy smith sein. hat unzählige platten gemacht, der mann, glaube ich. wieder treibende stimmung, jazz-dance-futter aus den 70ern. gefällt mir gut. drummer könnte aus dem freejazz kommen, er kommt aus seinem break-gewirbel nicht mehr raus, was ich wirklich komisch finde. ich stelle mir vor, wie die band ihn am ende vom drum-hocker zerren muss, weil er einen gefürchteten drum-krampf bekommen hat und nicht mehr aufhören kann zu spielen.
13 erinnert mich ein bisschen an vince guaraldi anfangs, dann geht es aber gleich ganz anders weiter. sonniges klima, ich glaube, die band kenne ich, wie sie zusammenspielen, aber ich komme nicht drauf. gefällt mir wieder gut, was ich an 10 nicht so mochte, gefällt mir hier sehr gut und ermüdet mich auch nicht. diese klavierfiguren, ich kenne das irgendwie vom stil her. tolles stück, hat was emporhebendes, aber auch etwas forderndes und sonniges.
14 schnitt, klingt wie nichts anderes bisher. äetherisch, uneindeutig, toll. dann sax und oboe(?) im hintergrund. ich mag diese leicht irreale atmosphäre, jetzt wird mit den tiefen bläsern im kontrast ein bisschen filmmusikatmophäre aufgefahren. ungewöhnlich, hätte nicht gedacht, dass es in die richtung weitergeht. jetzt wird wieder im hintergrund ätherisiert. sehr ungewöhnlich. sehr gut.
15 jetzt sind wir wieder an einem schönen ort mit menschen, mit denen man gerne zu tun hat. man trifft sich wieder zusammen, nachdem alle das vakzin gut vertragen haben. die stimmung ist ausgelassen, aber noch etwas verhalten. man traut sich noch nicht ganz, völlig auszuticken. sondern genießt einfach den augenblick. die band spielt einen beschwingten jazzfunk, mit leicht anlatinisiertem rhythmus. bläser blasen sich freundlich zu, die hammond orgelt die sonne an. george freeman an der gitarre vielleicht. 70er jahre, san francisco. was weiß ich, hauptsache toll.
danke für den wundervollen bft. ich kann mir das nicht alles kaufen, und hoffe auf mein streaming-abo zum nachhören der quellen.
soweit erstmal. danke, @redbeansandrice! mit deinem bft kann man eine sehr schöne, anregende zeit verbringen. ich kannte nichts, aber das macht es ja umso überraschender und erfrischender!

Danke fuer eine weitere Runde! Kurz zur Klaerung: Vorne ist nicht frueheres, aber weiter hinten im Test finden sich doch noch zwei Tracks aus den 60ern…
#7 ist auf jeden Fall ein ganz toller Pianist… ja, man hoert, dass das aus den 70ern ist, oder jedenfalls nicht aus den 50ern und 60ern… aber ich wuerd behaupten wollen, dass man auch hoert, dass die Beteiligten alle schon zur grossen Zeit des Hard Bop am Start waren, auch wenn den Trompeter damals wohl kaum jemand als Hard Bop wahrgenommen haben duerfte, dafuer hatte er die falschen Jobs… andere Teile der Band findet man allerdings durchaus auch auf ein paar grossen Blue Note Klassikern
#8 nichtangriffsmusik indeed
#9 stimmt, zwei Gitarren mit b/dr sieht man im Jazz vergleichsweise selten, obwohl es so schoen klingen kann… Hier sind es allerdings nicht wirklich zwei Gitarristen, da wurde technisch nachgeholfen…
#10 ich hoer hier eher Sopransaxophon, und ja, er spielt sehr schoen, auch wenn er auf dem Track nicht so zur Geltung kommt… was ich an dem Track und auch dem ganzen Album bemerkenswert finde, ist, wie hier ein tiefes Verstaendnis der Jazztradition auf eine Art von Popsensibilitaet trifft, was die Dramaturgie und Laenge des Tracks und so betrifft…
#11 der Track packt einen, oder er zieht so vorbei, fuer mich funktioniert es… Begleitband… sagen wir: der Pianist hat Johnny Cash, Elvis und Chet Baker im Lebenslauf stehen, was man ihm erstmal nachmachen muss, und bei diesen Gigs standen andere im Vordergrund, klar…
#12 das ist der aelteste Track im BFT, da wurde Jimmy Smith gehoert und ziemlich direkt umgesetzt… manche hier haben spaeter durchaus noch mit Leuten wie Pharoah Sanders oder Alice Coltrane gearbeitet, ein anderer wurde zu den bedeutendsten Studiomusikern auf seinem Instrument, seine Sternstunde kennt jeder, also, wirklich jeder. Aber der Drummer hat eine sehr ueberschaubare Diskografie, die einfach aus ein paar Jahrzehnten Orgeljazz besteht, ein Mann von Geschmack offenbar
#13 eine Sache, die ziemlich Konsens zu sein scheint, ist, dass hier die #10 nochmal uebertroffen wird…
#14 in der Tat eine Oboe… hab eben nochmal das ganze Album gehoert, auf manchen Tracks gelingt ihnen der Spagat mit Jazzband, Oboe und Hornquartett (no less) ganz phantastisch, auf anderen laeuft es etwas aus dem Ruder…
#15 Beschreibung des Orts trifft mal wieder genau, wurde ja oben schon aufgeloest, der Club Mozambique in Detroit, Grant Green an der Gitarre…

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