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bft #32 – redbeans
1 | sehr lieb von dir, damit anzufangen das ist natürlich „wave“ bzw. „vou te contar“, eine relativ späte jobim-komposition (1968?), die es aber noch in gioias „jazz standards“ geschafft hat. hier kommt das mit einem dramatischen einstieg. wenn’s ins thema geht, muss sich der drummer kurz sammeln, er ist auch im folgenden nicht ganz sicher, hat aber spaß. das tenorsax geht ziemlich ab, überhaupt schwebt die band toll bis zu diesem merkwürdig arrangierten tutti-teil, wo dann die trompete führt. gefällt mir gut, es hat etwas sehr beseeltes, und das tenor hat wirklich was zu sagen. zwischendurch hört man… was? gequatsche, zuschauerkommentare, musiker in extase? oder schleift da nur der plattenspieler? irgendwie brennt es, etwas flammt auf, kein nullachtfünfzehn. schön.
2 | das tenor steht etwas weiter weg. aber es hat auch was zu sagen. im intro gibt es tolle momente, die aus skalen, akkorden usw. hinausweisen. dann kommt der bass hinzu und ein thema: chelsea bridge. mag ich sehr. plötzlich rückt einem das nah, wird intim. rascheldrums. dann sparsame klavierakkorde. toll aufgenommen, weil das tenor wirklich eingefangen wird von der band. danach geht alles seinen vorhersehbaren gang, eine ziemlich muskulöse show des tenoristen, mit doubletime, kleinen ausbrüchen, aber er hat alles im griff. ermüdet mich auf dauer etwas, es hat nirgends etwas gebrochenes oder auch nur forschendes. kenne ich den? ist so die ecke chico freeman, der auch immer gut ist, mich aber selten überrascht.
3 | das hat auch einen tollen live-vibe. das charmant-einfältige musical-thema (kennt man das?) verfängt sofort, wird in tempo und mit stop-and-go-tricks gehörig unter dampf gesetzt. tolles tenorsolo natürlich, das fliegt einfach über die selbst aufgestellten hürden hinweg, die band ist toll, sie swingt unglaublich. klavier fängt wieder bei 0 an, baut dann ein ebenso konzises solo auf, was beim sax die souligen verschmierungen waren, sind hier so funky licks… am ende noch eine kleine show-einlage. macht spaß, transportiert aber vor allem die live-atmosphäre sehr gut.
4 | star eyes, mit dem klassischen rollins-dorham-roach-intro in latin. hier hört man altsax und gitarre, ein klavier ist auch noch dabei. klingt alles nicht so gut, der verstärkte bass, die dünnen becken, das helle klavier. der drummer fällt zu dem auf #3 jetzt deutlich ab, gitarre gefällt mir auch nicht sehr, das klavier fährt ihr etwas unsensibel in die parade. die band funktioniert für mich irgendwie nicht, auch wenn das sax durchaus was zu sagen hat. mir nicht sympathisch.
5 | marsch, moderner drummer, klingt recht aktuell. saxofonist spielt zwei instrumente gleichzeitig? klavier ist nicht uncool, bleibt nicht immer im takt, macht daraus aber eine lässige show. klingt eher nach älteren herren, die alles so aus dem handgelenk machen. aber so richtig mag ich’s nicht, mit diesen abgezirkelten a-, b- und c-teilen. braith läge jetzt sehr nahe, vielleicht irgendwas von den neueren excellence-alben, die ich nicht kenne – oder es ist aus dem, was ich wieder verschenkt habe. mark johnson an den drums würde passen – der wäre allerdings kein älterer herr.
6 | dearly beloved. klarinette, vibrafon, klavier, bass. alles schön in der schwebe gelassen. irgendwann wechselt der vibrafonist auf chimes, dann, zum klaviersolo, an die drums. sehr schön, wie sich da der charakter des stücks ändert. bassist ist auch sehr gut, trocken und luftig, erinnert ein bisschen an holland. kann natürlich auch sein, dass vibes und drums von verschiedenen leuten gespielt wird. ich habe den eindruck, das zu kennen.
7 | hardbop. etwas ausgebrannte lässigkeit. flügelhorn? schönes solo, auch durch die klavierbegleitung fällt immer ein kurzer schatten auf die flüssigen linien. tenor finde ich generischer, aber natürlich auch gut. weiß halt nicht, was ihn von dem auf #1 oder #2 so großartig unterscheidet. ordentlich gelernt, viel spielpraxis und die richtigen szenen. klavier mag ich sehr, vielleicht auch, weil es so komisch klingt. aber es überrascht auch im spiel immer wieder. das sind leute, die auch schon in den 60ern aktiv waren, oder? die aufnahme selbst würde ich eher in die 70er schieben.
8 | das ist auf jeden fall mehr mein ding. walzer, sophisticated in der begleitung, dazu eine rührende anti-angeber-trompete (bzw. auch flügelhorn, oder?). erinnert mich wieder an harry beckett. aber auch das klaviersolo ist toll. sehr geschmackssicher, beseelt und leicht, mit einem leichten drift ins melancholische, genau wie das thema. ganz toll.
9 | zwei gitarren spielen „i could write a book“. das müsste doch rauszufinden sein. klingt eher europäisch, man hat christian, reinhardt und mclaughlin gehört. merkwürdig, wie die linien des zweiten gitarristen die des ersten wie auskomponiert treffen. fieser 70er schmier-bass. ist mir alles zu brav und gescheitelt.
10 | das thema könnte auch für eine gitarre geschrieben worden sein. hart swingender postbop mit fusion-erfahrungen (unisolo-spiel, effektschlagzeug). klavier macht den tyner, gibt aber etwas mehr an. so haben wirklich sehr viele gespielt. ist mir zu angeberisch, aber passt schon für das, was es will.
11 | melancholisches walzerthema, klingt ein bisschen nach europäischer filmmusik. schön arrangierter spannungsaufbau schon während des themas. klaviersolo ist toll, weil es die schönen akkorde im spiel lässt, ansonsten aber eine schöne kommunikation mit bass & schlagzeug eingeht (bzw. das geht eher von denen aus). viel komplexer als das in #10. komplexe akkorde nochmal am ende. dann kommt ein fieser schnitt ins thema. rausgekürzte bläsersoli wahrscheinlich. sehr hübsch im ganzen.
12 | „so what“? uptempo-swing auf orgelbass-basis. alt- und tenorsax dabei, außerdem gitarre. rauher tenorsaxsound, sehr effektiv. was ist das für ein motiv, das er da zitiert zwischendurch? super orgelsound, leicht verzerrt. der große höhepunkt bleibt aus. ist eher so selbstverständliche feinarbeit (wie der gitarrist in die lücken spielt z.b.).
13 | das ist jetzt ziemlich guter mainstream aus den 80ern (?), tynerpiano und fusionriffs, auch ein paar latin-elemente, aber dazu eine sehr bewegliche ryhthm section, die alles noch mehr anheizt. tenor erscheint mir danach zu schwer, es kann dem feuerwerk nicht mehr viel hinzufügen. die anderen drei sind total überzeugend.
14 | toller kontrast. sonnenuntergang, blick ins tall, ein sopran (oder klarinette, könnte sogar oboe sein, durch den hall erkennt man es schwer) am gegenüberliegenden hang. tolle kombination dann mit webster-tenor und akustischer gitarre. der eher europäische vibe (das aber was lateinamerikaisches filtert, oder so) wird kokett dann durch eine blues spielende big band mit dunklen akkorden abgelöst. sowas nervt mich normalerweise, hier ist das aber gut gemacht. szenische kunstmusik, wobei der tenorist jetzt auch alte afroamerikanische schule sein könnte.
15 | danke! amerikanische tanzmusik mit tollem bläsersatz, funkgitarre, latin percussion und gurgelnder orgel dazwischen. in den soli wird es dann durchaus emotional, im flug geäußerte statements, wohl wissend, dass alle an bord sind. gitarrensolo hätte ich so nicht gebraucht, ein bisschen im kann-ich-auch-modus, gefällt mir in der begleitung viel besser. könnten jetzt natürlich auch gebrüder brecker sein, aber dafür ist es vielleicht nicht poliert genug. sowas hat man in den 70ern natürlich überall gespielt. zurecht!
schöner rausschmeißer, schöner mix. kann fast allen sachen etwas abgewinnen, vieles fliegt und schwebt sehr schön. #8 wäre wohl mein favorit, wobei das so ein stück ist, das nicht unbedingt repräsentativ für ein ganzes album sein müsste. bin sehr gespannt. ansätze zum weiterforschen sind genug da, auf anhieb erkenne ich erstmal nichts.
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