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2. bewegung: west coast jazz & cool samba
laurindo almeida lernt am set von A SONG IS BORN (howard hawks, 1948) den bassisten harry barbasin kennen. beide treten 1953 als duo auf und beschließen, noch einen drummer und einen saxofonisten zu engagieren – mit roy harte (mitgründer von pacific jazz records) und bud shank steht das quartett fest. das material kommt im wesentlichen von almeida, wird aber harmonisch und rhythmisch angepasst (harte spielt conga statt drums, also ein kubanisches instrument). sie spielen zur gleichen zeit wie das chet baker/gerry mulligan quartet im the haig club in los angeles. sechs wochen später, anfang 1954, nimmt das „laurindo almeida quartet“ für pacific zwei 10“-lps auf (VOL. 1 & 2, später als BRAZILLIANCE wiederveröffentlicht).
durch das 12“-reissue werden die aufnahmen populärer und almeida und shank nehmen 1958 und 1959 zehn weitere brasil-jazz-stücke auf, diesmal mit gary peacock (b) und chuck flores (dm), für LATIN CONTRASTS und HOLIDAY IN BRAZIL (world pacific 1959).
Bud Shank: In all fairness, you really can’t categorize what we did on those dates as “bossa nova.” The rhythm section was wrong. The basis wasn’t there yet.
JW: What was the difference between the 1953 recording and the 1958 and 1959 recordings?
BS: Nothing, really. We had nothing from Brazil to listen to. It was more of the same, just a little more modern. We were bringing our own sound and marrying it to the Brazilian rhythm. The 1958 and 1959 recordings were part of the development that influenced Rio, which in turn influenced Charlie Byrd and Stan Getz.JW: So your records were heard in Rio, which inspired the Brazilians to develop bossa nova. In turn, their late-1950s records influenced Charlie Byrd and Stan Getz and others up here in the early 1960s?
BS: My records—but also the recordings of Gerry [Mulligan], Chet [Baker], [Paul] Desmond, [Dave] Brubeck and many West Coast Jazz artists. They also were part of that same development. Nothing from New York was involved.
1959 werden die pacific-alben in brasilien über das label „musidisc“ vertrieben. die aussagen der brasilianischen musiker und komponisten, die später das material für die bossa nova lieferten, sind, was den einfluss des west-coast-jazz angeht, widersprüchlich. gilberto hat mehrfach chet baker als einfluss (vor allem für seinen gesang) genannt, an anderer stelle den martiniquanischen sänger henri salvador. gilberto und donato waren sinatra-fans und haben sich in einer crooner-gruppe kennengelernt. jobim hat sich mehrfach auf mulligan berufen, aber später ravel und debussy als haupteinflüsse genannt. die gitarristen haben auf barney kessel verwiesen, die pianisten auf us-amerikanische bigbands, u.a. auch kenton. dass die coolifizierung des samba unter dem einfluss von (west-coast-)jazz stattgefunden hat, scheint ziemlich plausibel.
bei almeida schließt sich spätestens der kreis, als er im märz 1963 mit stan getz und (uncredited) tom jobim für verve STAN GETZ WITH GUEST ARTIST LAURINDO ALMEIDA aufnimmt.
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