Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › blindfoldtest #31 – vorgarten › Antwort auf: blindfoldtest #31 – vorgarten
gypsy-tail-wind
Zu Charlie Christian kann ich gerade nicht viel mehr sagen ausser das Gefühl zu äussern, dass Du ihn unterschätzt. Aber argumentieren fällt mir gerade schwer, denn es ist ewig her, dass ich seine Aufnahmen ausführlicher hörte. Nur so viel: es gibt in der Jazzgeschichte ja alle diese Musiker, die „erstmals auf ihrem Instrument“ entweder richtig Jazz gespielt haben (Louis Armstrong, Jelly Roll Morton, Coleman Hawkins) oder die eine „neue Sprache“ auf ihr Instrument übertragen haben (J.J. Johnson mal als Beispiel, am Tenorsax ist der erste Bebopper ja bekanntlich eine Leerstelle, ich würde vermutlich auf Teddy Edwards wetten … oder Larry Young, wenn es um Coltranes Neuerungen geht). In diese Reihe gehört Christian jedenfalls, denn es braucht ja nicht nur die richtigen Werkzeuge (wenn es schon elektrische Bluesgitarre in den Dreissigern gibt – da kenne ich mich gar nicht aus, Roberts Johnson ist da, danach aber mehr Lücken als anderes – dann wären die „tools“ doch schon dagewesen? oder fehlte es an tauglichen Verstärkern?), sondern eben auch noch jemand, der das alles in Musik übersetzt. Mag sein, dass das unter „gitarristischen“ Aspekten weniger interessant ist, aber das ändert nichts an Christians Rang, oder? (Ich unsterstelle Dir da auch nichts, ist zumindest nicht meine Absicht!)
ist jetzt natürlich die frage, was „richtig jazz“ heißt und was diese diskussion hier bringt. ich muss nochmal betonen: ich bin hier nicht der platzhirsch für die jazzgitarre und verwalte hier viele lücken bzw. nehme mir das recht heraus, sachen, die mich bisher nicht angesprochen haben, nicht weiterzuverfolgen. charlie christians rang (unter „gitarristischen gesichtspunkten“) ist unbestritten, und wie gesagt: er ist auch im bft überall anwesend. und alles in seiner tradition ist hier im jazzforum immer wieder thema, auch wenn gitarre nicht das hauptinteresse der jazzfans hier ist. was dagegen hier oft fehlt, bestimmte die blickrichtung des bfts. als einladung, das thema mal über hardbop und bebop hinaus zu denken, wo ich gitarre einfach nicht wirklich zwingend notwendig finde – aber natürlich trotzdem viele aufnahmen nicht missen möchte.
billy bauer: ich habe meinen denkfehler gefunden. ich bin irgendwann mal auf PARALLELS von lee konitz gestoßen, da ist der gitarrist peter bernstein:
von da aus bin ich auf bauer gekommen und hatte damals ein paar sachen gehört, die ich interessant fand. die „coolen“ akkorde z.b., die ja wirklich ziemlich weit weg sind von green oder montgomery:
bei kevin eubanks gibt es das auch manchmal, dass die akkorde so vielschichtig sind in der begleitung, das man als solist quasi überall anschließen kann (das war für mich wohl das faszinierendste am quartett von dave holland, wo coleman ja auch ungewöhnlich „cool“ spielt).
jim hall/ chico hamilton: da ärgere ich mich schon ziemlich, dass ich kein bft-taugliches stück von hall gesucht habe . und hamiltons gitarristenpräferenz war mir auch nicht eingefallen. hall bei giuffre ist natürlich sehr toll, und die half-note-aufnahmen mit farmer rutschen mir auch immer durch, danke für die erinnerung!
--