Antwort auf: blindfoldtest #31 – vorgarten

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gypsy-tail-wind
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Es gab ja auch kein Bashing sondern eine einzige Meinungsäusserung … aber wenn man halt nichts sagt, bleibt auch alles ungefährlich (aber auch unverbindlich) ;-)

Aber um das jetzt mal ernstzunehmen: woher kommt denn die Rock-Gitarre? Ich hab ja gestern drüben noch T-Bone Walker in die Runde geworfen:

Und ich denke mal, dass sich das alles irgendwie zurückführen bzw. verknüpfen lässt – aber wohin, wo fängt das an, wo splittet es sich ab, wo verknüpft es sich (in den 15-20 Jahren vor Jimi Hendrix) wieder mit den Jazz-Gitarren-Strängen?

Hier aus einem Artikel über Grant Green ein Statement von Miles Okazaki:

In his teens Okazaki was turned off by the repetition in Green’s playing. But later, he recalls, “When I became more hip to African music, where the point is to create a vibe or a trance, I could hear that in his playing. He’s creating a kind of motion. It challenges the expectation of what a solo is.” The overall effect of a Green solo, he adds, isn’t captured on the notated page. “If you transcribe some Coltrane or Bud Powell,” he says, “you’re going to get a lot of information. If you transcribe Grant’s solos and analyze them, you’re not really going to get a lot. Because the information is not the whole story.”

Hier die Great Guitars mit Barney Kessel, Kenny Burrell und Grant Green, der das erste Solo spielt und z.B. bei 0:56 in eine dieser Phrasen fällt, die er hier aber nicht mal 10 Sekunden lang gebraucht – ist ja eine Show-Band, kein Club, der zum Rauchen gebracht werden soll … aber Kessels Einstieg danach und die Phrase ab 2:04 hätte er ohne Green als „Folie“ wohl kaum so gespielt (ich denke, Kessel ist hier aber weit von „at his best“ weg – nicht sein natürliches Habitat, seine echten Stärken kann er hier kaum ausspielen, Burrell ist hingegen anschliessend ganz bei sich, dünkt mich, und daher auch vergleichsweise leicht erkennbar – mir scheint aber, dass hinter Burrell die Rhythmusgruppe fast auseinanderfliegt, das klingt extrem shaky – ist ja anscheinend auch wieder Don Lamond und 1969, also dasselbe Problem wie auf der Session aus Paris auf dem Resonance-Set von Green):

Hier ist wohl die Portion aus Paris, die Resonance wegliess – s/w aber deutlich bessere Qualität und zum Einstieg zumal eine Atmosphäre, die Kessel viel besser liegt:

Super, wie Kessel in seinem ersten Solo wieder ein wenig Funk einbaut, wie Green bei 4:30 „Antwort“ gibt – Kessel sich dann ab 4:40 aber total freispielt und Green pausiert und bewundernd zuhört/guckt … aber Burrell hat für meine Ohren dann schon den Sound zum Niederknien! Die „camaraderie“ der drei ist jedenfalls wunderbar anzuschauen, da wird mit grossem Respekt und ohne die Ellbogen anders als rein musikalisch auszufahren gemeinsam musiziert – Green hat ja die meiste Zeit ein breites Grinsen im Gesicht – und Don Lamond stört da auch mal nicht weiter, während Larry Ridley ziemlich super ist! Weiss jemand gerade, wie das Stück heisst? Ich kenne es, aber komme nicht drauf … ach so, Frankie kommt zur Hülf :-) (die Balladen sind in den Kommentare auch identifiziert: „I Wish You Love“ (Grant Green), „I’m Glad There Is You“ (Barney Kessel), „Imagination“ (Kenny Burrell).

Trivia: Kessel sieht in etwa so aus wie die „bösen fremden Männer“, von denen ich als kleines Kind keine Süssigkeiten annehmen sollte :wacko:

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