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@gypsy-tail-wind mein Verhältnis zur Gitarre ist ja ein eher oberflächliches und ich mag in aller Regel gerade die ungitarristischen Leute: Kenny Burrell, Grant Green, Tal Farlow, René Thomas … im klassischen Jazz, mit dem ich grossteils einstieg, brauche ich keine Gitarre, vermisse sie nicht, manchmal finde ich so sogar eher überflüssig (weil sie Rhythmusgruppen unnötig zukleistert, wenn auch ein Klavier dabei ist)
@vorgarten darüber haben wir ja schon oft geschrieben – das man gitarre im jazz bis weit in die 60er hinein kaum ohne klavier bekommt, und wie unsinnig das eigentlich ist. klar kann man das gut arrangieren (hier im bft – behaupte ich – gibt es dafür gute beispiele), aber es scheint ja eher eine unverrückbare konvention gewesen zu sein, über die kaum jemand mal ordentlich nachgedacht hat. wenn ich ein klavier habe, steht jedes weitere begleitinstrument unter erklärungsnot, finde ich – nur orgel kann man ausnehmen, da ist halt der bass überflüssig.
„ungitarristisch“ – so weit würde ich nicht gehen. aber sind sie nicht alle gerade die zukleisterer, du du meinst, weil sie immer auf klavieren gesessen haben, ohne ihr gesamtes spektrum abzurufen? friedrich hatte ja mal burrell solo im bft – nichts ist da ungitarristisch, im gegenteil.
Das war diese kleine Nachtmusik, bei der ich einen ganz verträumten Blick bekomme:
Gitarristisch? Ungitarristisch? Wer traut sich, das zu kategorisieren? In diesem BFT kann man sicher auch hören, wie sehr unterschiedlich die Rolle der Gitarre interpretiert werden kann – und ich habe gerade mal Track #01 – 06 kommentiert und in die weiteren erst oberflächlich reingehört.
Vielleicht musste sich die Gitarre, insbesondere in größeren Ensembles, in Konkurrenz zum Klavier, gegenüber viel präsenteren Bläsern erstmal emanzipieren. Die Elektrifizierung hat da sicher noch mal ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Im Rock ist man damit viel ungehemmter umgegangen, hat den Verstärker aufgedreht, Effektgeräte angeschlossen und ordentlich in die Saiten gegriffen. Da standen viele Jazzer wohl erstmal mit offenem Mund staunend und ratlos da.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)