Antwort auf: blindfoldtest #31 – vorgarten

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gypsy-tail-wind
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Danke @vorgarten übrigens für die weiteren Infos zu Mary Halvorson – ich sah sie immer nur von unten, d.h. ohne Blick auf die Pedale. Die Effekte sind ja teils noch viel stärker als hier … es leuchtet mir aber vom Ergebnis her total ein, dass da eine gewisse Zufälligkeit mitspielt – ist ja auch toll, gerade bei der elektrischen Gitarre, wo sonst ja irgendwie alles so gesteuert ist, so greifbar. Hab am Bandcamp-Maitag zwei ihrer CDs von Firehouse12 bestellt, bin aber gerade etwas skeptisch, was Post aus den USA angeht (und ich hab ein halbes Dutzend Bestellungen in die USA aufgegeben an dem Tag) … wenn was ankommt, nicht in unter einem Monat – aber ich hoffe mal …

@nicht_vom_forum Deine Frage nach Derek Bailey ging unter aber nicht vergessen. Auf jeden Fall „Ballads“ (Tzadik, 2002), sein spätes Solo-Album, auf dem er Jazz-Standards interpretiert (auch er fing in Tanzbands an, wie wohl praktisch alle englischen Jazzer bis und mit der ersten Generation der Avantgarde). Später wurde da noch „Standards“ nachgelegt. Solo ist aber eh ein perfektes Format bei Bailey, weil der wunderbare Ton da natürlich uneingeschränkt zur Geltung kommt. Ich habe von einem Bekannten mal diverse Kopien erhalten, z.B. „Domestic and Public Pieces“ (Incus), „Improvisation“ (Cramps) und „Aida“ (Incus) mit Solo-Aufnahmen von 1975-80. „The London Concert“ mit Evan Parker ist ein weiterer Klassiker (auch 1975, die LP wurde neulich wieder aufgelegt).
Wenn es auch laut sein darf, sind „Mirakle“ (Tzadik, 1999) mit Jamaaladeen Tacuma und Calvin Weston oder die Aufnahmen mit dem japanischen Duo The Ruins (ich habe nur „Tohjinbo“, Paratactile, 1997) eine Empfehlung. „No Waiting“ im Duo mit Joëlle Léandre (Potlatch, 1997) finde ich auch sehr schön, das ebenda erschienene Duo mit Steve Lacy etwas weniger ergiebig („Outcome“, 1983).
Ganz grossartig ist dann die 4-CD-Box „Dunois, April 3d, 1981 – Topographie Parisienne“, die letztes Jahr auf dem Label Fou von Jean-Marc Foussat erschienen ist. Da kriegst Du Lacy, Parker und Han Bennink in Solos, Duos und Trios, und es haut einen wirklich weg!
Das Trio hat mit „The Topography of the Lungs“ (Incus, 1970) auch einen grossen Klassiker vorgelegt damals, der auf CD (bei psi, Parkers Label nach dem Split von Parker/Baileys Incus-Label) und LP (Otoroku) wieder greifbar ist. Ensenso klassisch ist „Karyobin“ vom Spontaneous Music Ensemble, quasi die Geburtstunde der UK-Improv mit Kenny Wheeler, Parker, Bailey, Dave Holland und John Stevens. Mit dem SME ist Bailey auch weitere Aufnahmen gemacht – unter den erwähnten Kopien sind bei mir auch noch „The Quintessence“ Vols. 1 & 2 (Emanem, 1973/74), da sind Trevor Watts, Parker, Bailey, Kent Carter und natürlich Stevens dabei.
Zu wenig vertraut bin ich bisher mit Iskra 1903, dem Trio aus Paul Rutherford, Bailey und Barry Guy, aber das ist auch ein UK-Improv-Klassiker …
Es gibt zudem diverse Sachen von Bailey mit Brötzmann („Fuck De Boere“, „Nipples“, „More Nipples“), Schoof („European Echoes“), dem Globe Unity Orchestra („Globe Unity 67 & 70“ aus der Atavistic Unheard Music Series, wo ja auch die Brötzmann- und Schoof-Scheiben auf CD neu aufgelegt wurden), Barry Guys LCO („ODE“ auf Intakt, 1972 aufgenommen), im ICP-Umfeld …

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