Antwort auf: Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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@stefane In Sachen Cecil McBee als Leader kann ich nicht weiterhelfen, ich weiss nicht, ob er mehr in der Richtung gemacht hat, wobei wie @demon ja wohl andeutet, das betreffende Album auch sehr vielseitig ist. Als Leader von ihm habe ich bloss noch die wesentlich aufgeräumtere (aber vielleicht auch bessere) „Compassion“ auf Enja (1977, auch wieder eine interessante Band: Joe Gardner, Chico Freeman, Dennis Moorman, Steve McCall, Famadou Don Moye).

Die vier Alben der Visitors kenne ich leider alle nur digitalisiert aus der Sphäre, hab sie ewig nicht angehört, aber wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, sind sie recht ähnlich.

Donald Smith hat als Sideman ein paar recht prominente Gigs abseits seines Bruders gehabt, z.B. auf „The Great Pretender“ von Lester Bowie (ein Album, das das Versprechen des Line-Ups leider aber nicht einhalten kann) oder auf zwei Black Saint-Alben von Oliver Lake. Auf dem grossartigen 3-CD-Set „Dog Years in the Fourth Ring“ von Roland Kirk (32 Jazz, kam in den späten 90ern heraus) gibt es Aufnahmen mit Tete Montoliu (1963), George Gruntz (1964), Ron Burton (1970/72), Donald Smith (1973) und Hilton Ruiz (1975), um nur die Pianisten zu nennen. ich weiss nicht, ob Smith 1973 (in Berlin, von da stammt die Aufnahme) nur als Einspringer dabei war, die offizielle Diskographie bietet ja vieles mit Burton und danach Ruiz, aber nichts mit Smith. Auf dem sehr schönen Verve-Album Kirks, „Now Please Don’t You Cry, Beautiful Edith“ von 1967 sitzt dafür Lonnie Liston Smith am Klavier (und auf „A Meeting of the Times“, Kirks wunderbarem Album mit dem Sänger Al Hibbler, gibt es noch ein Stück mit ihm).

Die Connection von Michael White zu John Lee Hooker war mir nicht bekannt … mag letzteren zwar enorm gerne (seit meiner Kindheit eigentlich), habe aber nur zwei Alben im Regal, auf dem ersten taucht mit Dicke Wells ein anderer seltsamer Gast auf, die Band ist mit Barry Galbraith, Milt Hinton und Panama Francis auch aus Jazzern bestückt, und neben Wells guckt noch Billy Preston rein („Serves You Right to Suffer“), die andere ist die Scheibe, die bei meinem Vater im Regal steht, „Live at the Café au Go-Go“, beide von 1966, aber das Live-Album mit klassischer Blues-Band, in der Otis Spann und Muddy Waters mitwirken. Da könnte ich durchaus etwas Verstärkung gebrauchen, werde mir die Youtube-Links mal zu Gemüte führen!

Was Abdul Wadud angeht, ich hatte es oben mal erwähnt, neben Aufnahmen mit Arthur Blythe hat er besonders häufig und von den 60ern bis in die 90er mit Julius Hemphill aufgenommen. „Dogon A.D.“ (das wunderbare International Phonograph-Reissue ist wohl nicht mehr leicht zu finden, es gab danach aber nochmal eins in Japan, glaube ich?) oder „Flat Out Jump Suite“ (Black Saint) sind Klassiker, „Coon Bid’ness“ ist auch sehr schön, „Live in New York“ (Red), „Rad Materials and Residuals“ (Black Saint) und dann das spätere „Julius Hemphill Trio Live from the New Music Cafe“ (Music&Arts) sind alle ebenfalls hörenswert. Wadud taucht aber u.a. auch bei Frank Lowe, Muhal Richard Abrams, George Lewis, James Newton etc. auf. Und er spielt auf Arthur Blyhtes Debut „The Grip“ (India Navigation – auch so ein Label, bei dem ich mir mal einige Reissues wünschen würde).

Was ich ja noch interessant finde, darauf sind wir noch nicht wirklich eingegangen: die Plattenlabel, auf denen die Stücke erschienen. Die sind sehr unterschiedlich, von Kleinstlabeln und musikergeführten (Strata East, Mustevic, Bisharra) über damalige Marktmächte (White) und Neustarts von gestandenen Musikbusiness-Leuten, die mal weiter weg von der Bebop-Orthodoxie (Mainstream) und mal näher dran (Cobblestone, Muse) waren, zu den europäischen Independent-Label (Steeplechase, Storyville), die damals wohl noch längst nicht so grosse Kataloge am Start hatten wie heute, und schliesslich einem japanischen Label (Trio/WhyNot). Wobei ich jetzt gar nicht wusse, ob ich Mainstream nicht mit Impulse gruppieren sollte …

MPS und Enja fehlen eher zufällig, weil ich da weniger solide ausgestattet bin bzw. die Kataloge ausufernd gross sind … bei Black Saint/Soul Note hatte ich nicht geguckt, bin mir auch gar nicht sicher, ob es dort viele Debuts gab (was für MPS und Enja auch gilt)?

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