Antwort auf: Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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redbeansandrice
Vielen Dank fuer den schoenen Blindfoldtest, der mich leider in einer etwas unguenstigen Phase erreichte… daher ist das hier alles eher oberflaechlich… sehr gespannt, was das Thema ist, also ob es „nur“ ein who is who des Spiritual Jazz ist, ein Track Carter Jefferson, Eddie Gale, Azar Lawrence… Tapscott … (oder so) oder ob es noch mehr gibt, was die Tracks zusammen haelt…

Die sind allesamt nicht dabei, und so richtig fetter Spiritual Jazz ist das ja wenigstens vom Klangbild her die meiste Zeit auch eher nicht, aber von anderen Aspekten her wohl schon eher (das Community-Ding und so). Danke für die Rückmeldung @redbeansandrice!

Das meiste ist ja inzwischen aufgedeckt, aber ich werfe jetzt hier trotzdem nicht gleich mit den Namen um mich, hoffe das ist ok.

redbeansandrice
#1: esoterisches Klavierintro… ansonsten fuehlt sich das direkt an wie ein Columbiaalbum von Woody Shaw, mit den ganzen Bells and Whistles, Regenstab, Floete… und auch wenn es das nicht ist, sowas hoer ich viel zu selten zur Zeit… die Soli find ich etwas gemischt, also, Trompete ist schon toll, aber Sopran gerade zu quengelig… ein schneller Blick durch die Woody Shaw Sammlung fuehrt in Leere… hmm

Bei Shaw gab es aber nichts mit einem dermassen unaufgeräumten Sound, oder? Hab das nicht mehr so im Ohr, bei Columbia aber eh nicht, bei Muse ev.? Das Sopran ist hier ja neben dem Leader und einem Teil der Schlagzeug-Section der grosse Name, der eben hauptsächlich Tenor spielt, aber am Tenor sofort erkannt worden wäre.

redbeansandrice
#2: ein bisschen Hymne, ein Hauch von Suedafrika… ich mag sowas total gerne, wenn es noch leicht verstimmte Blaeser oben drueber gibt… so mit nur Klavier find ich mich in der Stimmung nicht so richtig wieder

Eher etwas Gospel/New Orleans als Südafrika – aber ich weiss eben wirklich nichts über die musikalische Sozialisierung des Mannes – ev. wäre in Liner Notes was zu finden, in denen zum vorliegenden Album aber nicht. Mit Angang 20 hatte er jedenfalls schon allerlei grosse Jazz-Gigs verschiedenster Arten so etwa von Woody Shaw bis Patrice Rushen.

redbeansandrice
#3: hier ist die Assoziation von Sekunde eins bis fuenf Pharoah Sanders, die Impulse Alben … aber wahrscheinlich ist es eher jemand anders etwas spaeter, kann mich auch grad nicht entscheiden was das fuer ein Saxophon ist, Sopran oder ueberblasenes Alt? Klaviersolo kommt von Tyner her… gefaellt mir ausgesprochen gut, wie auch der Track als ganzes…

Alt, und den hat vorgarten zielstrebig erkannt, und @dietmar_ halft dann beim Aufdecken des Tracks. Über den Pianisten weiss ich überhaupt nichts, aber er gefällt mir hier auch gut! Er hat auf demselben Kleinlabel auch ein Album herausgebracht, das ich gerne mal hören würde!

redbeansandrice
#4: und weiter die gleiche Stimmung, Spiritual Jazz, aber diesmal in Zeitlupe, es gab eine Zeit, da klang der meiste Jazz so wie das hier ;) sehr schoener Saxophonton, und ich mag ja auch gestrichenen Bass so wie hier am Anfang… fast ein bisschen kitschig, aber schon sehr sehr schoen

Ich höre hier eine Mischung aus Post Coltrane/Tyner-Jazz, aber auch Wayne Shorter, die etwas mysteriösen, langen, fliessenden Linien … auch das hauptberuflich eher ein Tenorsaxer. Das Album kenne ich noch nicht sehr lange, aber es wächst.

redbeansandrice
#5: und mehr davon, das reduzierte Klaviersolo gefaellt, und auch der Teil, wo der Bass praesenter wird… das Thema mit den Blaesern und der sehr strahlenden Trompete war mir fast ein bisschen zu clean…

Der Pianist wäre hier auch noch eine Spur … aber ich glaub ich kann wirklich keine weiteren Hinweise geben, ohne es einfach zu verraten, was ja eh bald geschieht.

redbeansandrice
#6: Gitarre in einem BFT – geht doch… Space Odyssey plus Funk plus Spiritual Jazz… wo kommt eigentlich diese quengelige Art Sopran zu spielen her… also, Sopran ist immer quengelig, und klar gibt es einen Coltrane-EInfluss, aber diese moderneren Sopranisten aus der Ecke klingen schon nochmal anders… jetzt gibt es auch noch elektronisch verfremdete Trompete, eine spaceige Orgel, es ist auf jeden Fall genug los… schoen!

Gitarre ist in #3 auch schon drin, aber im muddy Sound kaum zu erkennen. Wegen dem Sopran, keine Ahnung, gute Frage. Irgendwo zwischen den Bands von Miles Davis (als Shorter dann mal weg war, der ist ja unquengelig – vielleicht waren die andern einfach alle nicht so gut wie er und Lucky Thompson … erst David Liebman wieder, der im BFT aber nicht zu hören ist – das Album, das @dietmar: drinhatte, hätte hier aber glaub ich auch gepasst) und Elvin Jones, wo Grossman und Liebman ja auch durchzogen? Der frühe Keith Jarrett? Keine Ahnung, wer damals als „stilbildend“ wahrgenommen wurde, aber wenn es Shorter war, dann haben die ihr Ziel alle nicht erreicht ;-)

redbeansandrice
#7: das ist jetzt wieder eher das Woody Shaw Columbia Album von der Stimmung und der Melodie her… aber dafuer fehlt natuerlich die Trompete und auch sonst ein bisschen die Brillianz…

Was mir hier gefällt (und das empfinde ich als ganz anders als bei den Shaw-Alben auf Columbia) ist, wie tight das ist. Die beiden Saxer sind Brüder, das ist auch so eine lokale Band, die nie wirklich die Bekanntheit erlangt hat, die sie verdient gehabt hätte. Das mit der Brillanz ist aber irgendwie schon so – mag teils auf den LP-Rip geschoben werden, aber sicher nicht nur.

redbeansandrice
#8: und ja, auch etwas introspektivere Stimmungen kann man in diesem Stil abbilden… Tyner klingt zwar an, aber lyrisch und ein bisschen rhythmisch offen ist es trotzdem… packt mich jetzt nicht voll, aber schoen ist es schon

Hier hat es mit der Aufdeckung gedauert, ich hab das Album erst vor einigen Monaten richtig entdeckt (vor Jahren schon mal via Blogosphäre gehört, aber damals packte es mich nicht) und finde es verdammt gut.

redbeansandrice
#9: das ist lustig… Getrommel muss fuer mich meistens nicht sein, aber die versponnene Gitarre ist prima, Geige mag ich eigentlich auch immer… da raet man wohl Billy Band… jedenfalls ein toller Track

Nicht Bang, aber mit etwas mehr Zeit wärst Du hier auch draufgekommen, denk ich :-)

redbeansandrice
#10: Cello hoert man ja auch nicht so oft, noch dazu so exponiert… ich mag auch die leicht verstimmte Intonation … ein nettes kleines Stueck

Falls Du (oder sonstwer) das ganze Album hören möchte, PN bis in spätestens 3-4 Tagen).

redbeansandrice
#11: und jetzt klingt wieder Suedafrika an, diesmal mit den bestellten Blaesern und einem seltsam boogie-artigen Klavier… das weiss schon zu unterhalten, hat jetzt aber auch nichts, was mich richtig packt, diese Andeutung eines Altsolos ist schoen, aber auch nur eine Andeutung

Ja, hier höre ich auch Südafrika, die meisten anderen hier eher Karibik … was rhythmisch sicherlich auch passt. Und klar, packen tut der Track nicht, dafür ist er zu nett und zu kurz, aber als ersten Closer fand ich ihn ganz gut.

redbeansandrice
#12: das ist jetzt ein Klavierstil, den ich sehr gerne mag… ich denk an Michel Graillier aber ist bestimmt wer anders, so ein Hauch von Tyner, aber dabei etwas abgeklaerter und mit so einem gewissen etwas, das eher in den Rock gehoert… da wuerd ich mir auch mehr von anhoeren…

Der effektive Ausklang kam dann nicht überall gut an … was ich noch verraten kann: es gibt auf dem Album auch Tracks, die direkt neben #6 gestellt werden könnten (und mit dem, also #6, sind wir in der Diskussion ums Revival der weissen Jazzer aus den frühen Achtzigern, die dann von den Young Lions aus dem Rampenlicht gedrängt wurden, @vorgarten hat das Osterei auch erkannt :-) )

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba