Antwort auf: Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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So, jetzt auch noch in Ruhe und mit der Möglichkeit, da und dort nochmal reinzuhören beim Antworten – danke @stefane!

stefane
Track 1
Schöner Einstieg mit dem Glöckchengeläut, dem leisen Piano und dem gestrichenen Bass. Dann wird der Bogen zur Seite gelegt und der Bass wird singend, treibend, sehr klangfarblich und melodisch. Eine eher weiche, einnehmende Trompete, dann ein sehr zurückhaltendes und abgedunkeltes Sopransaxophon, gefolgt von der Flöte, auch die mit wenig Schärfe gespielt. Die Percussion sehr prominent, was mich normalerweise stört, hier aber überraschenderweise überhaupt nicht. Die Basslinien habe ich doch schon mal gehört: „The Creator Has a Master Plan“ revisited? In Minute 11 steigt dann das Intensitätsniveau, wenn das Piano mit seinen Blockakkorden und der Bass wunderbar zusammengehen. In Minute 13 mit dem Gebläse und den Klangfarben schießt mir dann schon wieder irgendwie Pharoah Sanders in den Kopf.
Gefällt außerordentlich, auch wenn das abrupte Ende vielleicht besser hätte gelöst werden können.
Würde das Stück gegen Ende der Siebziger verorten. Vielleicht ist hier gar keine „lupenreine“ Jazzband unterwegs, sondern eher Leute aus dem Soul- und Funk-Umfeld?

Freut mich, dass Dir der Track gefällt, Du hast inzwischen vielleicht mitgekriegt, dass er nicht überall gut ankommt (und in der Zwischenzeit identifiziert wurde). Es ist also ein paar Jahre früher entstanden, und das sind schon alles (oder fast alles, kenne nicht alle so gut) Jazzer.

stefane
Track 2
Solo Piano. Locker-flockig, sehr gefällig, aber mit einem schönen, leicht treibenden Fluß. Insgesamt kommt mir das vom Klangbild aber etwas zu „clean“ und von der Harmonik etwas zu konventionell daher.

Hm, ich mag hier wohl die Synthese etwas besser, die glaub ich @brandstand3000 sehr schön beschrieben hat. Aber was den Klang angeht, gebe ich Dir recht, darunter leidet das ganze Album etwas – das kreide ich hier auf jeden Fall dem Label an, nicht dem Pianisten.

stefane
Track 3
Hier gefällt mir das Klavier schon deutlich besser: hämmernder, kompromißloser und dissonanter als im Track zuvor. Gleichzeitig höre ich beim Piano einen dezent karibischen, afrokubanischen und brasilianischen Touch zugleich, im Hintergrund ein dezenter Samba Beat. Auch die Percussion sehr beschwingt. Das Saxophon mit freien Passagen, aber überhaupt nicht harsch. I wanna dance!
Würde ich in den Siebzigern verorten.

Die ganzen Einflüsse spielen hier wohl irgendwie rein … wurde ja auch identifiziert – anhand des recht leicht erkennbaren Saxophonisten, den ich auf diesem Weg hineinschmuggelte, Leader ist der Trommler, über den Pianisten weiss ich nichts, mag ihn hier aber auch gerne.

stefane
Track 4
Stimmungswechsel. Eine schwermütige Stimmung durch den gestrichenen Bass, das Saxophon eher getragen und mit sehr organischen, langgezogenen und fließenden Bögen. In Minute 5 dann sehr schön das zurückgenommene Piano mit den dezent tänzelnden Becken im Hintergrund.

Das Piano – ich geb jetzt mal etwas mehr Hinweise, die vielleicht @vorgarten auf eine Spur führen? – hört man hier nicht zum einzigen Mal. Das Stück ist bei mir in der Vorbereitung des BFT ziemlich gewachsen, so richtig gut kommt es auch nicht überall an.

stefane
Track 5
John Coltranes „Naima“?
Gedämpfte Trompete; schönes, perlendes Piano; ein wunderbar singender Bass, also eigentlich alles da; berührt mich aber trotzdem irgendwie nicht so richtig.

Die Änhlichkeit zu „Naima“ könnte wohl fast schon unter „Plagiat“ abgehandelt werden, aber für mich lag sie zunächst überhaupt nicht auf der Hand. Das hier scheint jedenfalls eine richtige Band gewesen zu sein, die auch mal bei einem etwas prominenteren Album mitwirkte.

stefane
Track 6
Und nun wieder ein Stimmungswechsel: Ein dichter Funk-Rhythmus-Teppich hält das Stück am Köcheln. Auch hier wieder das Sopransaxophon mit einer tragenden Rolle. Insgesamt klingt das an manchen Stellen wie eine etwas abenteuerlustigere Filmmusik einer Siebziger Jahre-Großstadt-Fernsehkrimi-Reihe aus den USA. Normalerweise gefällt mir so etwas eher nicht, weil zu konfrontativ und „in the face“, hier hat das aber einen gewissen Charme.
Electric Miles?

Das hier ist quasi das Osterei, der Track, der aus einer anderen Szene, einem anderen Kontext stammt als der Rest … Electric Miles ist die Referenz, die Jungs hier sind aber sehr nah dran zeitlich, haben auch einen Augenzeugen/Mitwirkenden angeheuert … ist auch bereits identifiziert und ich finde es wirklich überraschend gut – und genau drum musste ich es dem lieben @vorgarten ja unter die Nase reiben. Die Überraschung ist geglückt und das freut mich natürlich :-)

stefane
Der BFT macht mir bisher außerordentlich Spaß.

Das freut mich, ich hoffe, Du findest bald Zeit für die zweite Hälfte! :-)

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