Antwort auf: Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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wahr

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bft30

1 Schöne lange Reise, die auch toll mit dem dunklen Mini-Drone anfängt, und sich dann im Lauf der Zeit noch freier spielt. Ich höre wieder ein Sonnenklima, also ein Westcoast-Gefühl. Aber auch gespeist aus den Befreiungsversuchen der 1960er. Daher tippe ich auf einen Track aus den 1970ern, als Funk und Jazz und Black Community zusammengingen. Würde auch denken, dass einige freiere Jazzer der 60er Jahre hier mitwirken. Latino-inspiriert. Könnte auf Ubiquity wiederveröffentlicht werden, wäre auch ein Fall aus dem Black Jazz-Umfeld. Mich irritiert etwas die wirklich gute, klare Produktion, könnte also auch ein späteres Stück sein. Ich dachte – gerade zum Ende hin – mal an Muriel Grossmann. Finde es außerordentlich gut. Bin sehr gespannt, wer das ist.

2 Starkes Klavier. Sowohl im Stil als auch im Anschlag. Gefällt mir ausgezeichnet. Ich höre hier so leichte New-Orleans-Anklänge, so nach 1:25 Minuten etwa, auch nach 2:30, oder 2:50, also könnte das aus der Richtung kommen.

3 Hier wird wieder gekocht. Jazz-Funk-Latin auf Independent-Label. Club-tauglich, am Tag brannte die Sonne, und nun, Abends auf der Bühne, ist die Bühne abwechselnd in Rot und Orange getaucht. Da brennt dann die Band. Großartig. Wieder ein gutes Klaviersolo, gute Balance zwischen Gefälligkeit und Forderung.

4 Ruhiger, Klavier, Cello. Ist BFT30 ein Klavier-BFT? Ein schönes, sanft sehnendes Sax setzt sich dazu. Eher ein älteres Stück, 1970er wieder, oder Anfang 80er. Das Sax versteht es, Sentimentalitäten herauszufiltern, aber auch irgendwie zu vermitteln, dass ihm die Gradwanderung bewusst ist. Schöner kleiner Break um Min 3:40 herum. Auftritt Klavier jetzt. Gefällt, weil zwar auf den hohen tasten gespielt wird, aber nicht klimperig. Ein eher trockener Ton. So mag ich es. So passt es. Ein wirklich schönes Stück, das die Zeit verlangsamen kann. Jetzt wieder der bezaubernde kleine Break bei 6:51, dann wieder das sehnende Motiv, und wieder der Break bei 7:15. Großartig wieder.

5 Trompeter im Vordergrund. Das Thema kenne ich. Aber komme natürlich nicht drauf. Schöne getragene Stimmung wieder, wie eine Hommage an jemanden, der vielelicht nicht mehr lebt. Bin da aber gerade befangen, was solche Eindrücke angeht. Das Klavier-Solo ab 4 min wieder sehr gut. Ein guter Klang. Könnte das denn der Jarrett Keith sein? ECM ist es nicht, dafür verbinden sich die Töne der Instrumente mehr, glaube ich herauszuhören. Wieder sehr gut, ich finde irggendwie bis jetzt alles gut.

6 Live, schnelle Funk-Gitarre im Hintergrund, orgelunterstützt, drüber erhabene Fanfaren. Aufbruch, Ausbruch, Hoffnung, Actuel? Band scheint mir zusammengetrommelt zu sein, was ich nicht schlecht finde. Wimmeln im Hintergrund, während oben drüber … auch ja, jetzt kommt der berühmteste Trompeter neben André Rieu, I presume? Erkenne sogar ich sofort (äh, hoffentlich). Die kurzen Ausstöße, manchmal gurgelnd, effektbeschossen. Überirdische Musik, aber so, dass die Erde sie erreichen würde, würde sie sich strecken.

7 Schon eher ECM, das Sax so nah am Mikro, dass es in den Kopfhörer kriecht. Alles andere auch schön klar. Schönes Motiv nach gut 3 Minuten. Wird dann zum Ende verlangsamt und damit klingt es aus. Wie der Bestandteil einer Suite, ein Zwischenkapitel.

8 Wieder mit prominentem Klavier. Vielleicht werde ich unkonzentriert, aber das holt mich grad nicht ab. Mir scheinen die Teile (Klavier, Bass, Drums) nicht ineinander zu klicken, aber auch nicht interessant auseianderzudriften. Mehr in der Schwebe, die ich aber hier nicht interessant finde. Es kann aber bei anderer Stimmung schon wieder ganz anders sein. Ein Cello kommt im Hintergrund dazu. Nicht so mein Fall.

9 Schneller Bass, Klavier und Drums drehen sich rein, schön harsch schlägt eine Saite an, wie ein lästiges Insekt am Ohr. Violine klingt auch klasse, weil sich nicht klein machend, Aufmerksamkeit fordert. Tolles Zusammenspiel aller Beteiligten. Ich glaube die Violine erkennen zu können, aber das ist eher eine Illusion. Sie erinnert mich an die Violine von Blaine Reininger auf Tuxedomoon’s „Half-Mute“. Vielleicht spielt er hier ja doch mit.

10 Violine wieder. Oder gestrichenes Cello? Oder …? Hat jedenfalls viel Platz, nach 1,5 min erst kommt ein Bass dazu. Gefällt mir. Auch den Bassound finde ich gut, sehr bassig, etwas unklar, aber dafür mit Geheimnis und Verbindungsqualität. Toller Solo-Bass! Scheint mir jüngeren Datums zu sein. Wieder großartig. Wer spielt da diesen tollen Bass?

11 Tempo zieht wieder an, ganz beschwingt, ich mag als verklemmter Norddeutscher aber diese Stimmungsanimation nicht so gerne. Nur wenn es etwas vollkommen bekloppt kurioses wie Caetano Veloso ist, der auch mal eine Carneval-Bums-Platte aufgenommen hat. Hat hier auch was Karnevaleskes. Thema kommt mir bekannt vor. Ist ganz gut arrangiert, auch jetzt mit den gegenläufigen Bläsern zum Ende, aber insgesamt nicht ganz mein Ding. Stört mich aber auch nicht.

12 Ein Piano erzählt mir eine schöne Geschichte. Mit kleinen dramaturgischen Wendungen, mit ruhigen Worten, dann wieder mit Nachdruck. Würde mich nicht wundern, wenn der Track nach einem bestimmten Menschen benannt ist. Schöner Break grad bei 3:35, als plötzlich so ein schneller heller Tastenlauf zu hören ist, wie eine Piruette auf dem Eis.

Stimmungsvoller Abgang eines exzellenten BFTs! Ich kann keinen Track wirklich schlecht finden, Höehepunkte gibt es viele. Track 7, 8, 11, 12 fand ich nicht ganz so gut. Der Rest ist beeindruckend bis fantastisch. Danke, Flurin!