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atomIch bin jedes Mal erstaunt, wie schlecht Eyes Of The Heart im Gegensatz zu The Survivor’s Suite bei Cook & Morton wegkommt. Während sie bei der Einen verdientermaßen von einem „masterpiece“ sprechen, nennen sie das Bregenzer Konzert „a near-disaster“.
ich rede mir ja hier seit jahren den mund fusselig, weil EYES OF THE HEART eines meiner lieblingsalben ist. mit der SURVIVOR’S SUITE ist das nur bedingt zu vergleichen, weil letztere eine clevere suite aus lange erprobtem quartett-material ist, mit ziemlich viel postproduktivem getrickse, alles richtung band-quintessenz und homogenität designt. EYES OF THE HEART ist insofern das komplette gegenteil: dokumentation eines auftritts, überforderte tonechnik, zusammenhanglos, z.t. im versuch, eine suite herzustellen, offen misslingend. dafür entsteht aber etwas anderes – und das ist ziemlich furchtlos und riskant. wie die sich herausfordern, ignorieren, überreden, anspitzen, finde ich sehr sexy. und wenn dewey dann kommt (für mich immer noch eins der besten tenorsax-solos, die ich kenne), fliegt das ding richtung weltall. wie etwas schief geht, dann als herausforderung angesehen wird, und schließlich sich zu etwas ungeplant großartigem transformiert – und wir sind live dabei, ahnungs- und fassungslos… ich kann es eicher und jarrett nicht hoch genug anrechnen, das veröffentlicht zu haben. das zeugt halt nochmal von einem größeren musikverständnis als das, was ecm immer zum vorwurf gemacht wird: das perfekt abgehangene studio-meisterwerk unter besten bedingungen kühl zu exekutieren.
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