Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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ich flieg wieder zurück nach japan, wahrscheinlich allein ;-)

auch abbey lincoln war dort, 2 wochen im juni 1973, organisiert von ai music, die irgendwie mit philips zusammenhingen und seit 1970 us-amerikanische jazzer ins land holten (joe henderson 1971, mal waldron, mccoy tyner und johnny hartman, alle 1972, ann burton und cecil taylor 1973). lincoln war vorher mit max roach in japan, zum zeitpunkt ihrer reise lebte sie allerdings getrennt von ihm über der garage ihrer mutter in florida, ohne engagements und perspektive, in einer phase feministischem selfempowerments (ein jahr zuvor war sie mit mirima makeba in zaire und guinea und führte seitdem auch einen „afrikanischen namen“, aminata moseka).

in tokio nahm sie 2 alben auf, eins im „misty“-club mit hiromasa suzuki (p), kunimitsu inaba (b) und tesujiro obara (dm), eins im studio mit suzuki, inaba, dave liebman, mtume und al foster. letztere waren gerade mit miles vor ort auf tour, und miles kam als „consultant“ kurz im studio vorbei (auch darüber sollte man mal arbeiten: wie viele sängerinnen von miles unterstützt wurden, oft genau dann, wenn sich kein anderer für sie interessierte: patty waters, shirley horn…).

LIVE IN MISTY, fantastisch aufgenommen, hat eine tolle schärfe und rabiatheit, die allerdings nicht ohne witz ist. die band geht sehr gut mit, aber es ist lincolns show. und natürlich singt sie auf bitten des publikum „misty“.

PEOPLE IN ME ist fragiler, aber ebenso persönlich – sie singt selbstgeschriebene texte zu „africa“, max roachs „living room“, ronnie matthews „dorian“, auch zu einem japanischen volkslied („kojo no tsuki“), der rest stammt komplett aus ihrer feder. die band ist natürlich fantastisch, liebman sorgt mit instrumentenwechseln (ss, ts, fl) für abwechslung.

(große warnung übrigens vor dieser ausgabe; das ist eine cd-r, die komplett schrott ist, wie ich gerade feststellen musste, und laut amazon-kommentare bin ich nicht der einzige mit dieser erfahrung.)

die nächsten aufnahmen macht lincoln erst wieder 1980, in paris, mit archie shepp, hilton ruiz und freddie waits. aber es dauert bis 1990, bis sie für verve wieder regelmäßig ins studio geht.

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