Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blindfoldtest #29 von dietmar_ › Antwort auf: Blindfoldtest #29 von dietmar_
so, ich leg mal los. habe mir bisherige kommentare nicht durchgelesen, um einen frischen eindruck zuzulassen. groß- und kleinschreibung bitte tolerieren. danke.
1. Hintergrundmusik, zu der Lawrence von Arabien in einen stillen Ritus der arabischen Kultur eingeführt wird. In den 60ern während der Dreharbeiten zum Film von David Lean gefilmt und dokumentiert in einer kürztlich veröffentlichten Doku-DVD zur Entstehung des Films. Das wäre also gleich mal geklärt. Tolles Stück, von dem ich eher von einer durchgeschriebenrn Komposition sprechen möchte, und mich dann immer frage, ob das eigentlich noch Jazz ist.
2. Vielleicht was mit Gunter Hampel. Eine seiner vielen Kollaborationen. Vielleicht hat er mal was mit Andrew Cyrrill gemacht, der womöglich hier trommelt? fFnde ich etwas zu lang, das läuft recht ideenlos aus. Ein bisschen workshop flair.
3. Boogie-angelehntes Piano. Ein Genre, das sich mir selten erschließt, weil das Piano dann einen Hang zum überquasseln hat. So auch hier. Habe zu oft Gottfried Böttger in der Radio Bremen talk-show gehört. Das Ende ist gut, etwas freier, frischer. Mit dem Ende hätte der Track gerne erst starten dürfen.
4. Hier gefällt mir das Klavier ausnehmend gut. Lässt Raum, spielt sehr sensibel. Schade, viel zu kurz. Bester Track bisher.
5. Schöner Klavieranfang. so aufgeräumt und notensicher. Da tippe ich mal auf Bill Evans. Wirklich schön, wie dezent der Bass korrespondiert, der hier such melodisch einiges beiträgt, ohne sich in den Vordergrund zu bringen.
6. drums, tenorsax, msrkantes motiv, piano kommt dazu, bass. klingt nach einer dehr eingespielten truppe. das trreibt superprofessionell. hier weiß jeder, was der andere macht. tolles spiel. ich weiß nicht, ob das irgendwie ein monkscher klavierstil ist, aber ich könnte es mir vorstellen. älteres stück jedenfalls. ende 50er vielleicht. gefällt mir sehr gut.
7. das jetzt eher 40er, anfang 50er. kleinere besetzung, kein Orchester. swingt schön. hat irgendwie einen versteckten new orleans-einschlag. bilde ich mir wahrscheinlich ein. aber ich höre die sonne durch den track scheinen. west coast? klasse track. gleitet sehr abwechslungsreich, wie das holz ineinader greift.
8. jetzt was getragenes. das stück gehört dem Saxofon. eben grad kam ein toller, ganz ruhiger break von drums und bass. sehr schön. ich merke aber grad, dass ich überblasene Saxofone dann gut finde, wenn ein track nicht allzu lang darin versinkt. das merkt der track auch grad und schummert aus.
9. art blakey an den drums? diese lässigen rolls. gefällt mir wieder gut. ein bluesthema. die trompete ist klasse. auch das sax jetzt hat ein gutes kontratietendes solo. was ist das für ein sax? irgendwie ein außergewöhnliches stück.
10. faszinierendes bassthema anfangs. dunkelgefärbt. ist das eine klarinette? sopransax? ein durchkomponierter track anfangs, dann wird es freier. und kommt wieder zurück. schön, wie der groove um das bassmotiv an komplexität und spannung gewinnt. und oben drüber das saxmotiv, das für sich alleine mir zu naiv wirkt, aber im ganzen mit dem rest voll überzeugt.
11. fängt ein bisschen wie „schicksalsmelodie“ an. jetzt mit bläsern und marschrhythmus und klavier … also da kommt mir gleich carla bley in den sinn. ein brechtsches jazzlehrstück. die vertonung eines arbeitstages in einer fabrik in lateinamerika, nebst heimlichen streikvorbereitungen und plötzlichem gemeinsamem zuschlagen. plötzliches ende. ausgang ungewiss.
12. was modernes. jagender bass. betriebsamkeit. klavier jagt die noten raus, jeder anschlag ein treffer. cecil taylor ist es aber nicht, glaube ich zu erahnen. dafür ist das zu vordergründig aufgeräumt. cello mit streicher jetzt. ein spannendes stück musik. tolles ende mit der sich wiederholenden bassnote.
13. oboe oder klarinette. krieg ich immer nicht auseinander. Klarinette eher. herr giuffre womöglich inna impro-style? mit sich selber spielend im multitrack? hat ein gospelfeeling. tolles stück. ne, giuffre ist das nicht. Stück ist viel jünger. jetzt kommt eine schnarrende bluesgitarre dazu. könnte der ribot sein. klasse.
14. wieder hektische betriebsamkeit von bass und drums, eine trompete versucht, den überblick zu behalten, mit argumenten dem treiben einen sinn zu geben. ein spannender kontrast. und dann schafft die trompete es, die anderen zu überzeugen, alles beruhigt sich. schön, wenn sich auch mal argumente durchsetzen. :)
15. beginnt ruhig, es wird sich gesammelt, ausgeholt für größere bögen. trompete und sax lassen sich raum und korrespondieten. melodiefragmente kommen mir bekannt vor. haben eine charakteristische dramaturgie. aber irgendwie komm ich nicht rein in den track.
16. klavier und bass. ich mag das klavier nicht so. klingt wie ein e-klavier. die töne, besonders die hohen, klimpern so nach. und dann das sax, das mir zu ECM-mäßig skandinavisch fühlt. ist nicht mein fall.
17. fängt gleich gut an. dunkel, ruhig. wie fragmente aus „what a beautiful world“ in doom-geschwindigkeit. kommt das aus dem bohren-umfeld? gefällt mir sehr gut. die schwere, die sich durch die dunkle langsamkeit ergibt, dann aber doch mit milder hoffnung aufgeladen wird.
Fazit nach dem ersten Hören: Ein sehr schöner BFT, gut anzuhören, mit einigen klasse Tracks. Ich kannte nichts davon, aber mich hat vieles angesprochen. Danke Dietmar! Die Mühe des Zusammenstellens und die noch größere Mühe des Zusammenstreichens hat sich für mich auf alle Fälle gelohnt.