Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blindfoldtest #29 von dietmar_ › Antwort auf: Blindfoldtest #29 von dietmar_
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich die schon von einer Person geratenen – aber noch nicht genannten oder bestätigten – Titel, noch mit Tipps versorgen sollte? Vielleicht raten andere doch noch ohne auf den Link zu klicken? Ich mache erste einmal so weiter.
vorgarten10 | ein groove. beim bass schwingt was mit. dann kommt ein südafrikanisches thema auf 2 (?) sopransaxen mit ordentlich schmelz, was aber vor allem durch die aufnahme erzeugt wird. der kitsch wird im solo sofort auf distanz gebracht, das immer wieder zurückfinden ins thema ist ziemlich clever, da wird mit starken kontrasten gearbeitet, während der groove stur weiterläuft. gefällt mir sehr, sehr gut. keine ahnung, wer das ist, aber es scheint mir europäisch, frühe 80er. vielleicht mit einem südafrikaner in der mannschaft.
Es ist aus Europa, keiner Afrikaner dabei. Die zeitliche Einordnung stimmt nicht (sagte ich das schon?).
11 | tango. aufnahme klingt nach mitte/späte 80er. das ist jetzt das erste stück, das mir nicht gefällt. komplett aufgeschrieben, postmodernes zusammenkleben von versatzstücken mit einem exotischen rhythmus als behelf, das alles aber auch nicht wirklich gut. da müssten leute mal was zu sagen, die auf komplizierte arrangements abfahren, wie @brandstand3000 zum beispiel, mir ist das zu feuilletonistisch. könnte aus frankreich sein.
Das Album mag ich sehr, das Stück ist eines der langweiligeren daraus. Aber lustig. Es ist einem bekannten Künstler gewidmet. Frankreich als richtung ist eher lauwarm.
12 | das ist ja völlig bekloppt, auskomponierte walking-bass-linien für zwei synchron spielende bässe? das thema kann ich nicht einordnen, aber das davoneilende klavier hat schon wieder einen guten humor. und fliegen auch noch die bässe auseinander. was das will, weiß ich nicht, aber ich mag das. geografisch würde ich es am ehesten in die niederlande setzen. ist zwar auch pastiche, aber nicht so zusammengeklebt wie in #11.
Ja, das ist ein auskomponiertes Werk. Deine Herkunftsidee stimmt. Ich dachte, ihr haut mir das sofort um die Ohren.
13 | lauter aufstampfende klarinetten. das ist jetzt skandinavisch, oder? und ziemlich aktuell. wahrscheinlich alles overdubbs, man hört auch manchmal elektronische bearbeitungen. und dann kommt noch eine steel guitar. europäische folklore & blues, naja. finde ich als sketch ganz witzig. aber auch ein bisschen belanglos.
Das ist fast ein Soloalbum, ein paar andere Musiker tauchen auf und gehen wieder, wie hier der Gitarrist. Ja, belanglos schon, aber ich freue mich immer wenn ich das höre, es macht Spaß, nichts Tiefgründiges. Die Idee mit skandinavien ist gut.
14 | das schwimmt sich direkt frei, zwei bässe, mit fingern gespielte drums, eine cherryeske trompete. auch ein sketch, viel hübscher.
Sein sehr abwechslungsreiches Album. Eigentlich ein Trio mit teils prominenteren „Gästen“, maximal sechs Personen.
bin ich zufällig drüber gestolpert, den einen Bassisten konnte ich schon wein paar Mal live sehen, den Zweiten konnte ich leider nie sehen.
15 | tolles klavierintro. hier habe ich den eindruck, dass ich das kenne. sehr modernes drum mit höher gestimmten trommeln, das kenne ich von marcus gilmore. ich schätze hier sowieso auf usa. trompete ist mir total vertraut (finlayson? für akinmusire ist sie zu schlank). ich bin hier überhaupt sehr zuhause, von der blöden überleitung ins finish abgesehen. es hat einen inneren drang, sophistication und eine große schnelligkeit in der impulsverarbeitung. also entweder aus new york oder von hyperaktiven nachmachern in berlin oder köln 😉 (für letztere spräche das abgezirkelt zusammengebaute des endes.) toll, ein höhepunkt hier (neben #1 und #10).
Gilmore ist es nicht, aber schon ein aktuell gefragter Drummer. Musiker aus/in den USA agierend, aber durchaus international besetzt. Sehr bekannt ist das Album nicht, so glaube ich, auch ein Zufallsfund wegen ein, zwei der beteiligten Musiker.
Trompeter: kalt.
16 | weiterentwickelte evans-schule mit blinzeln richtung hancock. könnte so jemand wie bob degen sein. ist das eine shorter-komposition? vielleicht sogar „fall“? die großen tastaturabrutschläufe sind nicht ganz geschmackssicher (hoffentlich nicht joachim kühn), auch manche verzierungen… ah, jetzt kommt ein heiseres sopran, und es spielt kein shorter-thema – wenn das degen ist, könnte das dann heinz sauer sein. ziemlich schön gespielt jedenfalls, sehr stimmig, das ganze. das muss man können.
Ich glaube, später hatte – war es gypsy? – eine richtige Idee. Der Pianist ist von degen nicht so weit entfernt, zumindest biografisch gibt es Parallelen. Das sind alles Eigenkompositionen des Leaders.
17 | ich bin schon im finish. und dieser bft hat es mit angefeuchteten rohrblättern. und keine liebe für gitarren – dafür ist hier ein e-bass dabei, oder? ein sonores abschlussstück, das schöne akkorde vor sich her trägt. toller moment, wenn das schlagzeug „einsetzt“. ich würde jetzt richtung john surman weitersuchen, ist aber bestimmt ganz woanders zuhause. ausgesprochen schön.
Ich muss zugeben, dass die Gitarre im Jazz bei mir nicht auf primäres Interesse trifft. Aber es gibt zig Gegenbeweise. Aber tatsächlich ist dieser BFT ziemlich Gitarrenarm geraten. Aber bei dieser Band wird Gitarre gespielt und E-Bass. John Surman ist woanders zuhause. Ich persönlich habe bei dieser Musik immer das Empfinden, dass man ganz eindeutig merkt, wo das herkommt. Aber ich kenne die Musik halt auch. ;)
vielen dank für diesen abwechslungsreichen, gut abgehangenen blindfoldtest ohne billige effekte und schnöde tricks. bis auf ein, vielleicht zwei stücke mag ich wirklich alles, so ging’s mir, glaube ich, noch nie. bin sehr gespannt, wo das alles herkommt. und ich werde natürlich noch ein bisschen weiterforschen.
Freut mich sehr.
--