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hal-crovesEigentlich müssten bei der britischen Regierung aufgrund dieses Berichts ja sämtliche Alarmglocken schrillen. Einen derart monströsen Fall müsste man eigentlich in den Abendnachrichten finden.
Könnte man denken, oder? Was du oben schreibst, ist jedenfalls vollkommen korrekt. Man denkt übrigens in der Tat unwillkürlich an einen „Scheich“ als Täter, vor allem weil es ja im letzten Jahr gleich zwei Fälle gab, wo absolut ruchloses Verhalten solcher Autokraten seinen Weg in die internationale Öffentlichkeit gefunden hat. Möglicherweise ist die Antwort aber weitaus banaler. Vielleicht hilft es ja sich den Text anzusehen? Das habe ich mal gemacht.
Im Einzelnen:
1. Die Beschreibung beginnt mit: “It was my birthday, I was drugged at a restaurant“ Mit wem verbringt man normalerweise seinen Geburtstag? Mit dem Partner oder der Familie. Es spricht also alles dafür, dass Duffy eine vertraute Person beschuldigt, sie unter Drogen gesetzt zu haben. Soweit, so nachvollziehbar (auf einer schrecklichen Ebene).
Aber dann: “I was drugged then for four weeks and travelled to a foreign country“? Abgesehen von der extrem seltsamen Formulierung: Wie ist hier der zeitliche Ablauf? Wurde sie erst vier Wochen unter Drogen gesetzt und ist dann ins Ausland gereist? Der Satz scheint anzudeuten, dass die Reise freiwillig war. Ganz anders der nächste Satz, der suggeriert, dass sie nicht freiwillig verreist ist: “I can’t remember getting on the plane and came round in the back of a travelling vehicle.“ Die „four weeks“ kommen übrigens später nochmal im Text vor.
Wie du oben geschrieben hast: Wenn man weiß, wie streng an Flughäfen auf den Zustand der Reisenden geachtet wird, fragt man sich: Wie kann jemand, der eventuell bewusstlos ist, jedenfalls unter Drogen steht, unbemerkt an Bord eines Flugzeuges gelangen? Sicher kann das kein Linienflug gewesen sein, aber selbst Reisende von Privatjets müssen durch die Security. Die einzige Möglichkeit, die mir einfällt, wäre ein Privatflugzeug, das in aller Heimlichkeit von einem kleinen Flughafen startet, wo es keine oder kaum Kontrollen gibt. Aber das klingt nicht nur vom gesamten Szenario unwahrscheinlich, sondern auch im Kontext der Geschichte. Ist aber auch eher ein Nebenaspekt, wenn man nicht davon ausgeht, dass der Kronprinz von Saudi-Arabien oder der Emir von Dubai verantwortlich war.
2. Jetzt ist Duffy im Ausland und zwar, wie wir erfahren, in einem Hotel. “I was put into a hotel room and the perpetrator returned and raped me.“ Was soll das bedeuten? “I was put into a hotel“, das klingt als würde sie gezwungen. Wieso hat sie nicht das Personal informiert? Würde eine wirklich mächtige Person sein Opfer wirklich in ein Hotel bringen? Warum nicht in den eigenen Palast oder die eigene Villa, wo es weniger Zeugen gibt? Okay, nehmen wir an, das Ganze geschah unter Gewalt auf verschlungenen Wegen. Jetzt ist sie in einem Hotel. Dann kam der “perpertrator“ zurück. Wo war er denn? Hat er sie im Zimmer eingesperrt? Davon sagt sie nichts. Wieso lässt er sie allein? Jedenfalls: Nachdem er zurückgekehrt ist, vergewaltigt er sie.
3. Nach der Vergewaltigung passiert folgendes: “I was stuck with him for another day, he didn’t look at me, I was to walk behind him“. Walk behind him? Wo sind sie denn hingegangen? Offensichtlich war sie also nicht nur im Hotel, sondern auch noch sonstwo. Ging der Vergewaltiger also mit seinem Opfer spazieren, um es zu demütigen? Was bedeutet in diesem Zusammenhang „stuck with him for another day“? War das eventuell doch eine geplante Reise, eine Urlaubsreise mit ihrem Freund vielleicht? Oder warum nur ein Tag? Warum nicht eine Woche, ein Monat oder immer, wenn sie schon entführt wurde?
4. “I could have been disposed of by him.“ Warum? Vergewaltigung ist schon schrecklich genug, aber Mord? Morde zwischen vertrauten Personen geschehen sicher nur ganz selten in einem Hotel im Ausland. Wenn sie geschrieben hätte, dass sie mit ihrem Freund einen heftigen Streit gehabt hätte und er sie in ihrem Haus mit dem Tod bedroht hätte, wäre das weitaus plausibler gewesen. Eben ist sie mit ihm noch durch eine Stadt im Ausland gelaufen, nachdem er sie vergewaltigt hat und jetzt will er sie ermorden. Das passt doch alles nicht zusammen.
5.“I contemplated running away to the neighbouring city or town, as he slept, but had no cash and I was afraid he would call the police on me, for running away, and maybe they would track me down as a missing person.“ Jetzt wird es vogelwild. Sie dachte daran, in eine Nachbarstadt zu fliehen, aber sie hatte kein Geld. Wieso hat sie nicht Hilfe in der Stadt gesucht, in der sie sich befand? Was hat Geld damit zu tun, die Polizei zu rufen oder sich sonst an jemanden zu wenden, der Englisch kann, z. B. den Typen an der Rezeption?
Schlimmer noch: Sie wurde vergewaltigt, aber sie hatte Angst davor, dass er die Polizei ruft? Warum soll er denn das tun? Wenn er es macht, ist doch völlig klar, dass seine Vergewaltigung auffliegen könnte. Sie aber hat Angst davor, dass er die Polizei ruft, weil sie weggelaufen ist. Seit wann ist Weglaufen eine Straftat? Wieso hat sie Angst davor, ein Vermisstenfall zu werden? Ist sie nicht das sowieso schon, schließlich wurde sie gegen ihren Willen in ein fremdes Land gebracht. Wieso geht sie nicht zur Polizei und sagt: “Ich bin die vermisste Sängerin Duffy, ich wurde vergewaltigt von Person XYZ in Hotelzimmer 123.“
Wie ging diese Geschichte zu Ende? “I flew back with him.“
Ich mache hier mal Schluss bevor es zu lang wird, aber der Text bestätigt meine Vermutung, dass ich bei der Story allergrößte Skepsis habe. Aus meiner Sicht ist klar, dass essentielle Teile der Story in ihrem Bericht fehlen und andere schlichtweg keinen Sinn machen. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass sie nicht dennoch Opfer einer Vergewaltigung geworden sein kann, aber die gesamte Geschichte kann sich nicht so zugetragen haben, wie Duffy behauptet.
zuletzt geändert von nail75--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.