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vorgarten
bullschuetz
latho Allen rutscht durch das Wiederaufgreifen der Anschuldigungen da hinein, eigentlich ist der Fall ja viel älter.
Stimmt. Und ich habe große Bauchschmerzen, wenn die Differenzierungsnotwendigkeit, die für jeden Einzelfall besteht, abgeschafft wird. Unter der Hand wirkt ja aktuell das Argument, etwas flapsig ausgedrückt: „Ronan Farrow hat Weinstein überführt, damit kann man jetzt endlich auch die Schuld Woody Allens unterstellen.“
Ich weiß, ich wiederhole mich: Aber man darf das alles einfach nicht nur grundsätzlich, strukturell und systemisch betrachten. Man muss die individuelle Dimension, Schuld wie Unschuld, differenziert betrachten.
Falls die Metoo-Bewegung das nicht radikal reflektiert, läuft sie Gefahr, ein wichtiges Anliegen tief ins Unrecht zu setzen.die diskussion dreht sich hier im kreis, weil ihr die strukturellen aspekte der angelegenheit ja auch hier ausblendet. ronan farrow ist nicht #metoo, es geht nicht um einzelpersonen. die ereignisse mögen lange her sein, das erscheinen der autobiografie ist eine aktuelle frage. es geht weniger darum, was vor 27 (?) jahren auf irgendeinem dachboden passiert ist, sondern um ein publizistisches echo, um den buchmarkt, um verlage, die vorwürfe als „entkräftet“ ausweisen, obwohl sie noch im raum stehen. es geht um fehlende sensibilitäten in solchen fragen, um ein jahrhundertelanges nichtzuhören, und auch um faulheit: auf plattitüden zurückzugreifen („Er zeichnet die Stationen seiner Karriere auf der Bühne, vor und hinter der Kamera und als Autor nach und gibt Auskunft über seine Jugend, über Familie und Freunde wie über die Lieben seines Lebens“, klappentext) anstatt sich die arbeit einer ernsthaften kontextualisierung zu machen.
Das sind sicherlich alles Aspekte, aber Auslöser war doch die Anschuldigung gegen Allen und dass sein Buch nicht veröffentlicht werden sollte. Das die eine oder andere Formulierung nicht richtig saß, dass neue Werbetexte aus alten zusammenkopiert werden – das ist doch alles nicht gerade neu oder angesichts der grundsätzlichen Frage, wie mit solchen Anschuldigungen umgegangen werden soll, wirklich relevant?
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.