Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Filme › Woody Allen › Antwort auf: Woody Allen
lathoHier ist eine Chronologie der Ereignisse. Stimmt, ein Strafprozess hat nie statt gefunden, die Behörden fanden nicht genug Material gegen Allen. Es gab einen Sorgerechtsstreit vor Gericht, bei dem auch die Anschuldigungen eine Rolle spielten. Auch hier wurde Allen nichts nachgewiesen, das Sorgerecht bekam er aber auch nicht.
Ich sehe das nicht unbedingt als ein Fall von Aussage steht gegen Aussage, immerhin wurde da von Fachleuten offiziell untersucht. Und Allen kam nicht vor Gericht. Klar kann man sagen, dass Missbrauch von Gerichten nicht erkannt wird, Männer die Untersuchung führten etc etc, aber das ist letzten Endes Kaffeesatzleserei. Mich stört dieses „wir glauben den Opfern“, als wären a) die Anschuldigungen immer richtig und b) indirekt Zweifel an der Aussage der Farrows als Unterstützung von Kindesmissbrauch dargestellt werden. In meinen Augen sind hier Zweifel angebracht.
ich denke, es braucht hier keine laienrichter. und die übung ist nicht: auf welche seite schlage ich mich denn (wie es die new york times – und auf der anderen seite die vanity fair – macht, deshalb führt es nirgendwo hin, die hier zu verlinken).
„wir glauben den opfern“? es geht eher darum, die aussagen derer, die sich als opfer fühlen, erst mal ernst zu nehmen. das ist leider – siehe #mettoo – oft eher selten der fall. dylan farrow erzählt die geschichte seit beinahe 30 jahren, das ist – was auch immer dahinter steckt – kein spaß.
zu den „fachleuten“ gehörte ein richter im sorgerechtsstreit, der sehr deutlich von übergriffigem und äußerst unagemessenem verhalten von allen gegenüber dylan sprach. auf die gerichtsverhandlung wurde u.a. auch deshalb verzichtet, um das kind vor weiterer belastung zu schützen.
woody allen hat sich seitdem nicht dazu geäußert. jetzt erscheint seine autobiografie. dass er auch da das problem offenbar nicht adressiert (so viel ist durchgesickert), hat mutmaßlich zum protest der verlagsmitarbeitenden geführt. es geht her nicht um schuldbeweise, sondern darum, ob ein mann, ein verlag, eine gesellschaft solche aussagen ernst nimmt.
der reflex „#metoo = hexenjagd“ ist völlig unangemessen. teil des problems ist, dass sich dazu ständig leute eierschaukelnd aus der ferne äußern, anstatt einfach mal die klappe zu halten.
woody allen hat als von sich selbst inszenierte kunstfigur jahrzehntelang gut für männer als identifikationsfgur funktioniert, insofern in den filmen einem nicht allzu attraktiven kleiner brillenträger die schönsten frauen zu füßen liegen. das ist jetzt nach einblicken in sein privatleben nicht mehr so gut möglich. tatsächlich machen solch bohemistische umfelder dem normalo-kinogänger ja eher angst. und kein mensch möchte in dieser familie aufgewachsen sein.
das buch wird erscheinen. eine zensur findet nicht statt.
--