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„So, jetzt Solopassage, macht mal Trick“ – die Rhythmusfraktion dümpelt noch ein wenig, Synthie ist hochgefahren, die Saitenspieler stehen benommen, kämpfend wach zu bleiben an den Rändern, Hand nach links, Hand nach rechts, geht schon noch – so in etwa die ersten Assoziationen zu leider vielem aus dem Sektor Prog, speziell der Gegenwart; ganz anders hier: Wo sonst eher die gähnende, inhaltliche Leere ins Gesicht klatscht (dazu zählt alles im Übermaß und konsequente Selbstkopie) tritt hier wirklich mal Kreativität. Ich mag den fast vom Folk kommenden Anschlag der Kompositionen, die Spannungsbögen, die Melodien – und auch die ganzen vielen, vielen Feinheiten und Einfälle dazwischen: Flöten, Chöre, Oboen, Luftlöcher, Schwelgpassagen – keine davon ist jedoch langweilig und nie geschieht hier etwas ohne Zweck; alles passt zur Geschichte des „Selling england by the pound“, alles treibt das Kunstwerk Kunst nach vorne. Die Klaviereinlage in „Firth of fifth„, wie auch das wunderschöne Gitarrensolo in selbigem, die Vielfältigkeit im Opener, die Dynamik in Gabriels Gesang. Ohnehin Gabriel: Eine berauschende Vorstellung.
Wenn ich ihn höre, habe ich ein wild gestikulierendes Stehaufmännchen vor mir, schlicht freudig zu musizieren.
So soll das sein.
1973: Selling england by the pound (**** 1/2)
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Hold on Magnolia to that great highway moon