Antwort auf: Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe

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ford-prefect
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Dark Star – HR Gigers Welt (2014, Regie: Belinda Sallin)

Dieser Film gewährt einen Einblick in das Leben und das bescheidene Wohnhaus von Maler, Bildhauer und Filmkulissen-Designer HR Giger in Zürich. Aus kleinen altmodischen Stuben mit niedrigen Decken besteht sein Wohnhaus, wo Giger inmitten von gigantischen Bücher-Stapeln und -Bergen mit seiner Ehefrau und der weißen Katze lebte. Trotz des kreativen Chaos scheint dort alles seine eigene innere Ordnung zu haben. In einer Szene sieht man seine Frau und seine Schwiegermutter, wie sie im Büro die Geschäftspost mit der amerikanischen Filmproduktionsfirma 20th Century Fox bearbeiten, mit der Giger, der 1980 einen Oscar für seine Alien-Figur in dem gleichnamigen SciFi-Film von Regisseur Ridley Scott erhielt, im regen Austausch stand. Da seine künstlerischen Geschäftspartner in den USA lebten, habe es sich HR Giger angewöhnt, nachts zu arbeiten, um mit Übersee telefonieren zu können. Thomas Gabriel Fischer, der Sänger und Gitarrist von Celtic Frost, ist seit Jahrzehnten ein mitarbeitender Assistent an seiner Seite, der hinter dem Schreibtisch die Büroarbeit für ihn erledigt. „Wir haben das Necronomicon von HR Giger damals behandelt wie eine Bibel“, erzählt Tom Fischer. Wenn man mit HR Giger zusammenlebt, erzählt eine alte Freundin, müsse man sich darauf einstellen, dass hinter der Haustür, wenn man nach Hause kommt, auf einmal das Skelett eines Löwen liegt, wenn Giger dieses Ding als Vorbild für eine eigene Skulptur benötigt. Einmal habe er in der Badewanne den Schädel eines Steinbocks eingeweicht, was im Haus fürchterlich gestunken habe.

Draußen im Freien besaß der Schweizer Künstler, der früher Eigenexperimente mit LSD anstellte, einen Skulpturengarten mit kleiner Eisenbahn, wie man sie für Kinder auf dem Jahrmarkt kennt, worauf Giger gerne einige Runden quer durch den Garten drehte, auf einem geisterbahnhaften Parcours, was im Dokumentarfilm zu sehen ist. Später besucht er für eine Autogrammstunde  die Messe „Ars Electronica“ in Linz, bei der Metal- und Horrorfilm-Fans ihre tätowierten Leiber auspacken, um dem Altmeister ihre umfangreichen schwarz-grauen Giger-Tätowierungen zu präsentieren. Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten zu dieser Doku verstarb leider HR Giger, der im Film schon einen etwas altersschwachen Eindruck macht.

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!