Antwort auf: Ducal Sounds – Edward Kennedy "Duke" Ellington

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gypsy-tail-wind
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Am Rand von „später Ellington“ – und auch gleich zu Beginn dieser Zeit – taucht auch Ella Fitzgerald nochmal auf … die üblichen Norman Granz-Tour-Pakete zogen ja noch lange nach seiner aktiven Zeit bei Verve weiter (und gingen weit über Jazz at the Philharmonic hinaus). 1966 gab es im Sommer mehrere Auftritte in Antibes, von denen zunächst eine Doppel-LP erschien („Ella and Duke at the Cote D’Azur“, 1967) und auch ein paar Ellington-LPs („Antibes Concert“, „Soul Call“), später erschienen ein paar Ellington-Stücke auf „The Uncommon Market“ (Pablo, 1986). Schliesslich folgte die grosse Box (8 CD), auf der die ganzen Verve-Aufnahmen gebündelt wurden, inklusive ein paar faszinierende Takes von Proben am Ende. Eins der ganz grossen Vergnügen der Antibes-Aufnahmen ist, dass Paul Gonsalves ausführlich und in bester Form zu hören ist.

Das ist auch hier in Stockholm, im Februar 1966, der Fall: Ella Fitzgerald/Duke Ellington – The Stockholm Concert, 1966 (Pablo, 1984). Neben Gonsalves sind Johnny Hodges und Cootie Williams die Solisten, aber natürlich ginge das alles nicht ohne die Stratosphärentrompete von Cat Anderson, die fette Posaunen-Section jener Jahre (Lawrence Brown, Buster Cooper und Chuck Connors), die beste Saxopohonsection aller Zeiten (Russell Procope, Jimmy Hamilton, Johnny Hodges, Paul Gonsalves, Harry Carney) und die feine Rhythmusgruppe mit dem – ich kann es nicht oft genug wiederholen – grossartigen Drummer Sam Woodyard. Für die meisten Stücke wird Ellas damaliges Trio in die Big Band integriert, und da sitzt mit Gus Johnson ein weiterer Fachmann für Big Band-Musik am Schlagzeug – der beste Drummer der Basie New Testament-Band, der aber bald von Sonny Payne abgelöst wurde, entfacht hier wahre Feuerwerke. Am Bass ist der Veteran Joe Comfort (u.a. Lionel Hampton, Nat King Cole Trio) dabei, der wohl länger bei Ella spielte (er ist schon bei den Sessions fürs Gershwin-Songbook 1959 an Bord), am Klavier ist Jimmy Jones zu hören, der wohl damals für solche Sessions erste Wahl war – Ellington ist wohl tatsächlich sein pianistisches Vorbild. Ella ist hier in mitreissender Form.

Es wäre selbstredend wunderbar, auch hiervon mehr als die 37 Minuten der einstigen LP-Auswahl zu haben – vor allem natürlich das Set der Ellington-Band ohne Ella. Was wir zu hören kriegen sind zum Auftakt „Imagine My Frustration“ (grossartig!) und „Duke’s Place“ mit der ganzen Ellington Band, dann ein Set mit Ellas Trio und den Ellington-Bläsern („Satin Doll“, „Something to Live For“, „Wives and Lovers“, „So Danço Samba“, „Let’s Do It“ und „Lover Man“) und zum Ausklang noch einmal Ella mit der ganzen Ellington-Band und einem halsbrecherischen „Cotton Tail“, in dem Ella in Höchstgeschwindigkeit ihren Scat-Gesang, inkl. Fours im Wechsel mit Paul Gonsalves, darbietet.

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