Antwort auf: Johann Sebastian Bach

#10999047  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

gypsy-tail-wind Was Du meinst ist: Gulda spielt ohne Verzierungen? (Und hält er die Wiederholungen ein? Und wie ist das bei Gould?)

Für das WTK I ist die Frage nach den Wiederholungen schnell beantwortet: Es gibt nämlich keine, außer im letzten h-moll-Präludium. Bei Gould sind dieses Präludium und die zugehörige Fuge ohnehin Husarenritte, schneller hat das wohl keiner gemacht. Mich zieht das an. Ein Andante (Präludium), geschweige denn Largo (Fuge) ist das natürlich keinesfalls. Jedenfalls, dort spielt Gould die Wiederholung nicht. Gulda spielt sie – und ich nehme an, auch sonst, im WTK II.

Denn dort ist die Sache anders. Es gibt etliche Stücke, meist Präludien, für die Wiederholungen notiert sind: c-moll, D-Dur, dis-moll, E-Dur, e-moll, f-moll, G-Dur, gis-moll, a-moll, B-Dur. Ich habe nur Stichproben gemacht. Wenn ein Stück zwei Wiederholungen enthält (oft in der Mitte), tendiert Gould eher dazu, die erste Wiederholung zu spielen, nicht aber die zweite, so im c-moll-Präludium, im E-Dur- und im f-moll-Präludium. Im B-Dur-Präludium spielt er keine der Wiederholungen.

Interessanter ist vielleicht nicht, ob eine Wiederholung gespielt wird, sondern wie. Denn identisch sollten sie wohl nicht gespielt werden – insofern ja immer schon ein Stück Weg gegangen ist und man nie noch einmal in denselben Fluss steigt. Gould, ist mir aufgefallen, ändert die Dynamik, vor allem wird er leiser, als wolle er sich noch einmal anschleichen.

Gulda – und da hatte ich ihn auch ganz anders als @soulpope in Erinnerung – kostet Verzierungen beinahe aus. Und sein bezeichnendes Mittel bei Wiederholungen ist: die Hinzufügung solcher Verzierungen. Gould macht das sehr selten, aber es kommt auch vor, dann im laufenden „Text“. Im Übrigen spielt er die notierten Angaben – vor allem Pralltriller und Mordent.

Bei den Goldbergs spielt Gould kaum eine der Wiederholungen, weder 1955 noch 1981. Ausnahmen sind, glaube ich die langsamen Variationen, nicht aber die Aria.

Ugorskajas WTK kenne ich noch nicht, was ich in YT höre, wird sie aber wohl einmal hierher führen. Obwohl sie für mich Gould und Gulda wohl nicht überflügeln wird.

--