Antwort auf: 2020: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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dietmar_

Registriert seit: 29.10.2013

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Gestern ein Doppelkonzert. Jeweils etwa eine Dreiviertelstunde spielten Matthias Nadolny mit Bob Degen (p) und bergseidlduo das sind Henning Berg an der Posaune und Simon Seidl, Klavier.

Vor allem wegen Bob Degen besuchte ich die Jazz Schmiede in Düsseldorf. Nadolny hatte ich dort vor ein paar Jahren schon einmal gesehen. Da sollte eigentlich nichts schief gehen.
Das Angekündigte barg aber durchaus gewisse Fallen. Die gebotene Musik war ursprünglich nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern als Geburtstagsgeschenk für Nadolnys Frau. Man entschied sich dann doch zu einer Veröffentlichung, so erschien sie bei Klaeng Records in Köln.

An dem eigentlich privaten Anlass jeden teilhaben zu lassen war zugleich Schwäche als auch Stärke der gebotenen Musik. Eine Liebeserklärung mit Titeln wie „More Than You Know“, „Everything I Love“ und „You‘re My Everything“ mit Emotionalität gespielt, doch gab es kaum überraschende Momente, so dass der Funke bei mir nicht so recht springen wollte. Schönes Spiel der beiden Beteiligten, aber man wusste auch immer was gerade passierte und was bald folgen wird. [Meine Frau fasste das mit ihrer Einteilung zu „Essmusik“ sehr treffend zusammen. Das ist zwischen uns bewehrter Brauch zu unterscheiden zwischen Koch- und/oder Essmusik. Kochmusik kann durchaus auch schon mal Derberes bis Derbstes bieten, zum Speisen gibt es dann eher Ruhigeres. Ich möchte betonen, dass damit natürlich überhaupt keine qualitative Einstufung verbunden ist.]

Würde ich von meinem Partner so eine Liebeserklärung bekommen, würde mich das bestimmt sehr anrühren, doch kenne ich die Beteiligten nicht oder kaum. So blieb der kleine Nebengeschmack aufdringlich zu sein, als wenn man Anderen bei etwas Privaten zuschaut. Sicher, das fassen andere Beobachter bestimmt anders auf, weil sie entzückt gar berauscht vom liebevollen Spiel sind, der intime Moment halt, den man doch eigentlich so schätzt und danach stets auf der Suche ist.

Es wurden Standards geboten, die man mitsummen könnte, verkneift sich das wohlerzogen wie man nun mal ist und muss sich dann den während seiner Soli mitsummenden Bob Degen anhören. So schön er spielt, sein nicht sehr lautes Gesinge störte schon. Spielten sie gemeinsam, sang Degen nicht.

So genügten die 45 Minuten um uns ein frohes, ein wenig sattes Gefühl zu vermitteln. Es war schön, aber nicht großartig.

Darauf folgten bergseidlduo. Die Auswahl der beiden Bands passte. Es gab durchaus Parallelen: in Beiden gab es einen Pianisten, auch bergseidlduo boten ein paar Standards (wunderschön mit der Posaune ein „The Man I Love“ oder „Skylark“). Außerdem zwei Titel von John Taylor und eines von Kenny Wheelers „“Everybody’s Song But My Own“, 1987 ebenfalls mit John Taylor eingespielt.

Mir ist ein Duett mit Posaune und Klavier im Jazz nicht bekannt, ein Alleinstellungsmerkmal dieser Band. Auch das Internet gibt kaum Beispiele preis, die zwei, drei Anderen sind mir nicht namentlich bekannt. Das alleine schon machte den Reiz dieser Konstellation aus. Ich finde, die Beiden harmonierten sehr gut miteinander. Henning Berg spielt keine Hauruck-Posaune, fand sich ein in den Dialog mit dem Pianisten und war nur wenig dominierend. Durch die ungewohnte Besetzung ergaben sich viele spannende Momente, durchaus mit Ecken und Kanten. Ohne Vergleichsmöglichkeit möchte ich sagen, dass die Beiden das gut machten. Obwohl kein großer Freund des Instruments Posaune, hörte ich mit Vergnügen den Zweien zu, deren kreativer Umgang miteinander, bescherte mir, trotz anfänglicher Skepsis, eine sehr schöne Dreiviertelstunde.

Und weil ich sonst niemanden kenne, die in dieser Kombination miteinander Musik machen, kaufte ich mir auch das Album dazu: bergseidlduo – The Garden, ebenfalls bei Klaeng erschienen.
= Kochmusik. ;)

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zuletzt geändert von dietmar_

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