Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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gypsy-tail-wind
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Zürich, Tonhalle-Maag – 09.01.2020

Tonhalle-Orchester Zürich
Paavo Järvi
Chefdirigent und Music Director

Pjotr I. Tschaikowsky Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 17 „Kleinrussische“
Béla Bartók Tanz-Suite Sz 77

Pjotr I. Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64

Ist inzwischen schon etwas lange her … aber das erste Konzert des Tonhalle-Orchesters im neuen Jahr war einmal mehr sehr überzeugend. Ich fand gerade die zweite Symphonie unglaublich frisch, was auch mit dem überaus engagiert zur Sache gehenden Orchester zu tun hat. Järvi wirkte einmal mehr fordernd und zugleich äussert präzis, das übertrug sich auf das Orchester. Von den Tschaikowsky -Symphonien werden ja Live-Aufnahmen gemacht – und an der Kante seines Notenpults war jetzt eine Schaumgummiwurst befestigt, weil er öfter mal mit dem Dirigierstab draufknallt, auf CD will niemand solche Nebengeräusche hören.

Die Gegenüberstellung der „Kleinrussischen“ mit Bartók machte Sinn, denn Tschaikowsky verarbeitet in ihr ukrainische (Damals: kleinrussische) Volksmelodien. Das gelingt ihm noch keinesfalls so organisch wie es Bartók später beherrschte – doch wie gesagt, das Werk überzeugte mich sehr. Auch Bartók und nach der Pause eine sehr stringente Sichtweise der Fünften von Tschaikowsky überzeugten sehr, wie in der „Pathétique“ einige Wochen zuvor hängte er auch hier die Mittelsätze direkt aneinander. Überhaupt hält Järvi gerne die Pausen zwischen den Sätzen kurz, wohl damit die Konzentration nicht abflacht. Mir gefällt das sehr gut, der rachitische und sonstwie psychotische Teil des Publikums lässt sich vom Husten und Aufmerksamkeitserheischungsräuspern dadurch aber nicht abhalten … es gibt ja schon Gründe, warum die Konzertsaison im Sommer pausiert (vgl. yaizas Ausführungen gestern im Hörthread), aber manchmal denke ich halt schon auch, dass Konzerte im Winter nicht optimal sind.

Hier der ausführlichere Bericht der NZZ über den ersten Abend:
https://www.nzz.ch/feuilleton/tschaikowsky-zyklus-in-der-tonhalle-paavo-jaervi-und-der-wildfang-ld.1532922

Derzeit ist etwas Flaute, aber die zweite Wochenhälfte bin ich dann in Wels und höre Anthony Braxton. Und nach meiner Rückkehr gibt es u.a. den „Fidelio“ an der Oper, ein Kammermusikprogramm mit MusikerInnen des ZKO und ev. auch noch ein Konzert mit Heinz Holliger (an der Oboe und als Komponist) im Rahmen der Swiss Chamber Concerts. Im Februar wird das Programm dann wieder dicht, mit u.a. Vilde Frang (Schstakowitsch 1 in der Tonhalle), András Schiff (WTC II), Glucks „Iphigénie en Tauride“ mit Bartoli und dem „Wozzeck“ mit Christian Gerhaher.

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