Antwort auf: Jazz: Fragen und Empfehlungen

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imernst

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gypsy-tail-wind

imernst

gypsy-tail-windOk, das ist dann ein anderes Elemental und eins der typischen PD-Piraten-Label, also auch eher Finger weg … keine Ahnung, was für Quellen die nutzen, in der Regel wohl einfach frühere CD-Ausgabe (Domino, Solar, Phono sind andere, ich glaube das sind die Nachfolgelabel von Lonehill/Lone Hill, Gambit etc., zu denen auch Essential Jazz Classics, American Jazz Classics, Groove Hut, usw. gehören). Diese ganzen Label beherrschen (im Gegensatz zu Reel to Reel, Membran und den anderen mit 17 Alben auf 3 CDs) die Kunst, als anständige Reissues zu erscheinen (mit Liner Notes, ansprechendem Design usw.), aber da ist die Hülle am Ende of ziemlich leer, wenn man genauer hinschaut (die Liner Notes liest …)

Mir scheint diese beiden Elemental sind die gleiche Firma. Also Elemental von der Monk VÖ und Elemental Music haben – fast – die selbe Adresse: Avinguda Diagonal 630, 08017 Barcelona (zu der Monk [Label Jazz Images]) gibt es noch den Zusatz ‚2º-2ª‘. Interessanterweise hat das Label Jazzimages eine genauere Adresse auf seiner Webseite als Elemental Music (nur EMail).

Interessant, ich habe vom (vermeintlich) anderen Elemental nichts da … sind denn die BN-LPs in Ordnung oder auch nur von digitalen Quellen gerippt und gepresst? Die Xanadu-Reissues sind ja soweit ich weiss hochoffiziell (ist ja auch noch nicht PD), die Live-Aufnahmen scheinen auch von der Quelle zu kommen (hielt vor ein paar Minuten die Woody Shaw aus Basel in den Händen, da steht drauf, dass die Aufnahme dem SRF gehört, also dem Schweizer Radio und Fernsehen, und von dort lizenziert wurde). Kann ja schon sein (ist ev. ökonomisch sogar sinnvoll oder nötig), dass die sich durch PD-Releases querfinanzieren … Es ist mir ja eh nach wie vor nicht klar, ob diese Piratenoperationen (Solar, Domino, Lonehill etc.) und Fresh Sound wirklich nicht am Ende ein Unternehmen sind … und wie gross die Nähe oder Distanz zu Jazzmessengers (wo ich gerne und regelmässig Kunde bin, in Ermangelung lokaler Läden).

 

Ob die Blue Note LP’s OK sind weiss ich nicht, da ich mir nie eine angehört oder gar gekauft habe. Zumindest erinnere ich keinerlei Beschwerden von Kunden. Aber ich habe – soweit möglich – immer die korrekten Labels eingekauft und angeboten. Manches wie z.B. Real Gone Jazz oder Enlightment wollte ich gar nicht im Laden haben, zum Leidwesen der Vetriebe. Aber irgendwann habe ich dann aufgegeben und die Wünsche so mancher Kunden erfüllt. Denn trotz der Hinweise bezüglich der minderen Qualität (klanglich + editorisch), moralischer Fragwürdigkeit etc. wollten viele ein paar Euro „sparen“ und kauften das Zeug dann trotzdem. Avid war für mich insofern eine Ausnahme (trotz des gleichen Vorgehens). Und auch Fresh Sound – obwohl vieles davon auch fragwürdig ist (moralisch) und mitunter auch klanglich kommt man am Repertoire von Jordi Pujol’s Unternehmen eigentlich nicht vorbei. Eine direkt Verbindung von Jazz Messengers in Barcelona und Pujol gibt es meines Wissens nicht (soweit auch die Info meines ehemaligen Chefs der Pujol seit Jahrzenten kannte). Aber kennen wird man sich definitiv (was das dann im praktischen heisst weiß ich auch nicht). Einige dieser PD Labels die ihre Adresse als in Andorra ansäßig angeben, werden oder wurden anscheinend von Pujol’s Frau (Ex-Frau?) geleitet / organisiert. Auch das eine Info von meinem ehemaligen Chef.

Die Xanadu Reissues sind auch meines Wissens vollkommen legal. Aber wohl auch schon wieder vorbei. Es sollten doch eh nur so 20 oder 30 CDs / Aufnahmen erscheinen. Eine Gegenfinanzierung erscheint ein mögliches Argument (im doppelten Sinne) zu sein. Viele Wiederveröffentlichungen oder auch Aufnahmen aus dem Archiv (aber auch Neueinspielungen) sind vor allem für kleine und mittlere Labels nur machbar wenn die Musiker auf ein angemessenes Salär verzichten, bzw. mitunter gar kein Geld bekommen aber dafür wenigstens Tonträger (die sind dann normalerweise auch von der GEMA Gebühr befreit).  Manche wie z.B. Creative Sources kümmern sich im Allgemeinen eh nur um die Produktion der CD (inklusive Artwork etc.) und den Vetrieb (natürlich ohne einen Vetrieb im klassischen Sinne). Die Musiker zahlen sogar dafür (so meine Erinnerung nicht trügt 600,- Euro bei CS) zusätzlich zu der eigentlichen Aufnahme auch wenn das heutzutage, durch den technischen Fortschritt, nicht so stark ins Gewicht fällt wie noch im letzten Jahrhundert. Ähnlich läuft es auch bei No Business wie ich aus eigener Erfahrung weiß. D.h. natürlich nicht das es manchmal möglicherweise nicht doch eine angemessene Bezahlung gibt. Aber auch Musiker oder die Erben haben nicht immer den Durchblick. Ein deutsches Label hat über Gunter Hampel versucht Jeanne Lee’s LP Conspiracy zu lizenzieren. Die Rechte liegen bei den Kindern und die wollten angeblich 10.000,- $. So wurde logischerweise nichts daraus. 2018 gab es dann doch eine neue Edition (exact replica! – schon verdächtig) die ich als Bootleg einordne – ohne das mit Sicherheit zu wissen. All das irgendwie eine never-endingstory – und allzuoft, insofern, keine erbauliche Geschichte(n).  Man denke nur an Robert Fripp’s viele Jahre währende Auseinandersetzung mit Island bzw. Polygram / Universal.

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