Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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soulpope

gypsy-tail-wind

redbeansandriceDanke dir! diese Kogan Gilels Rostropvich Box gibt es in der Tat zum streamen… eben schon gelaufen… gefaellt! wobei ich von Staier auch nicht alles mag, aber das hier echt gut war (ich glaub ich mag ihn bei den eher klassischen Sachen am liebsten, CPE Bach zB auch, waehrend mir fuer die richtig alte Musik bisher andere besser gefallen haben… )

@soulpope Was meinst Du mit Deinem Kommentar? Dass man die Doremi-Box benötigt und nicht bloss die DG-Doppel-CD? Bei Doremi gibt es ja ein unüberbrückbares Gefälle zwischen Preis und Aufmachung (und manchmal auch Qualität der Transfers/Remasterings/Klangqualität) … aber so manches – z.B. die Beethoven-Sonaten mit Temianka, oder die Mozart-Konzerte/Sonaten mit Aida Stucki – gäb’s ohne Doremi nicht.

Sorry, mein Kommentar bezog sich ausschließlich auf die DG Ausgabe, welche auch klanglich ein „winner“ ist ….

Merci für die Aufklärung – hatte ich fast erwartet, aber mit dem „all“ in Deinem Statement wollte ich’s rasch klären :-)

Hier läuft zum ersten Mal:

Ich weiss weder über den Komponisten noch das Stamic Quartet* etwas, war einfach neugierig – nahm von Supraphon ja auch die bereits gehörte CD des Bennewitz Quartet mit Werken von Ullmann, Krása, Haas und Schulhoff mit, ebenso wie die Doppel-CD mit dem kopmletten Werk für Klavier solo von Kalabis, gespielt vom mir ebenfalls noch gänzlich unbekannten Pianisten Ivo Kahánek – da habe ich noch nicht reingehört.

Ich lese also gerade die Liner Notes (von Vlasta Reittererová geschrieben), in der das bewegte Leben von Kovarovic im Schnelldurchlauf abgehandelt wird. Er stand der Tschechischen Nationaloper vor, als das Orchester – das damals schon ein paar Jahre als Tschechische Philharmonie unterwegs war – sich weigerte, mit ihm am Pult weiter zu spielen. Es gab also eine Abspaltung, Kovarovic musste ein neues Orchester zusammenstellen, die Czech Philharmonic trat den Erfolgsweg an. Dann gilt Kovarovic, nach dem Skandal, der anscheinend auf einem „dispute … private in character“ basierte (mehr ist nicht zu lesen dazu) war, auch noch als Verhinderer von „Jenufa“ bzw. als jener, der das Genie Janáceks verkannt habe. Doch leitete er die Oper wohl erfolgreich über viele Jahre und etablierte erst das Opernschaffen Dvoráks (von dem ich noch gar nichts kenne, nicht mal „Rusalka“ – aber der böse Vertrieb hat ja jetzt Supraphon an Lager …), komponierte nebenbei selbst Opern mit nationalistischem Einschlag, schrieb Musik für Ballett und Theater, Orchesterwerke, Lieder, Klaviermusik … und eben auch drei Streichquartette (18979, 1887 und ein unvollendetes 1894), die hier ausgegraben und zum ersten Mal aufgenommen werden.

Die CD öffnet mit dem zweiten Quartett in A-Moll, das Dvorák gewidmet war und damals im Konzert bestand – neben Beethovens Op. 74 und dem Klavierquintett A-Dur von Dvorák (aufgeführt von vier Musikern des Orchesters des Nationaltheaters, die auch schon Quartette des Widmungsträgers gespielt hatten, für dessen Quartett Kovarovic am Klavier mitspielte). 1894 wurde das Werk dann durch Dvoráks Wirken auch im Musikverein in Wien aufgeführt, vom Hellmesberger Quartett, gemeinsam mit zwei Werke des Russen Adolf Bariansky (1850-1900) – mir ist er völlig unbekannt und im Gegensatz zu Kovarovics „gediegene[r], im echten Quartettsytle gehaltene[r] Arbeit, [die] als der Ausdruck edler Gedanken und einer kräftigen Begabung erkannt werden muss“, wurden Barianskys Werke als die eines „recht strebsamen Amateurs“ wahrgenommen (Johann G. Woercz in der Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, Zitat in den Liner Notes). Das erste Quartett in D-Dur könnte wohl in Prager Salons aufgeführt worden sein, bekannt ist dazu aber nichts. Das dritte in g-Moll wurde im Jahr der Wiener Aufführung des zweiten komponiert, es mag von dem Erfolg in Wien angeregt worden sein (die Partitur trägt zwei Daten, die einige Tage später liegen), doch der dritte Satz blieb ohne Ende und der vierte fehlt ganz. Von 1896 gibt es dann noch eine Skizze zu einem Satz für Streichquartett in Es-Dur, doch gibt es davon nur einen Torso.

*) doch, denn die haben auch die Supraphon-Einspielung der Streichquartette Gubaidulinas gemacht, das war mir grad nicht mehr bewusst, die CD lief auch schon ein paar Male und lohnt.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba