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herr-rossi
largoUnd wenn man ehrlich ist, hat man am liebsten mit Menschen zu tun, mit denen man einer Meinung ist. Mit denen man sich gegenseitig auf die Schulter klopfen kann.
Tja, und genau das geben Dir die Listen nicht, also sind sie „in eine bestimmte Richtung verzerrt“.
Nein. Ich hätte auch kein gutes Gefühl bei der Sache, wenn die Kritiker „Llyrìa “ (2010) von Nik Bärtsch in großer Einigkeit zum besten Album der Jahre 2010-2019 bestimmt hätten. Auch wenn ich das Album persönlich sehr schätze, kann so eine Entscheidung doch nur das Ergebnis von Selektionsprozessen und Eigendynamiken innerhalb von Filterblasen sein.
Viel spannender als solche Konsens-Listen wäre doch ein Format, wo verschiedene Hörer mit einem unterschiedlichen musikalischen Background miteinander diskutieren können, warum sie „1989“ von Taylor Swift für wertvoller halten als z.B. „Llyrìa“ von Nik Bärtsch oder „To The Bone“ von Steven Wilson. Um vielleicht eine Analogie herzustellen: Ein Parlament finde ich spannender als einen Parteitag.
Bei so einem Format kann es natürlich keine Synthese geben – in dem Sinne, dass nachher eine Liste herauskommt mit den „wirklich“ besten Alben – aber es würde halt die Filterblase aufbrechen und deutlich machen, dass es keinen Konsens geben kann.
In einem Punkt stimme ich Dir zu. Die Polarisierung zwischen Hörern kommerzieller und Hörern unkommerzieller Musik, die ich in den 90er Jahren noch erlebt habe, gibt es so nicht mehr. Früher hatte man sich in bestimmten Kreisen für alle Zeiten disqualifiziert, wenn man die falsche CD im Regal stehen hatte. Allerdings sollte man daraus nicht den Schluss ziehen, dass es bzgl. der Hörerfahrungen innerhalb der Gesellschaft inzwischen eine große Schnittmenge gibt. Es ist den Leuten einfach nur egaler geworden. Die meisten Menschen dürften sich durch die Listen kaum repräsentiert fühlen. Bzw. ist für mich überhaupt keine Liste vorstellbar, wo sich überhaupt ein nennenswerter Teil der Bevölkerung wiederfindet.
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